Signatur/Inschrift
bez. u. l.: E. Munch 1889
Werkverzeichnis
Woll I.182.176
Provenienz
- Edvard Munch (*1863 Løiten (Hedmark), +1944 Ekely (Oslo)) (Künstler/in)
- [Verbleib unbekannt?]
- M. With, OsloKunsthaus Zürich 2007 Sammlungskatalog; Werkverzeichnis Woll 2009 I. 182.176.
- Verbleib unbekanntWie oben Fussnote 3.
- 1899 – höchstens bis 1916, Oskar Moll (*1875 Brieg, +1947 Berlin) (Sammler/-in), Breslau, Kauf, 700 NOKFrühere Provenienzangaben zum Werk nennen fälschlicherweise den Maler Carl Moll (1861-1945) als Vorbesitzer des Werkes. Auf die Verwechslung hat schon Michael Kirchner hingewiesen. Vgl. Kat. Landesmuseum Mainz 1997 (Oskar Moll), S. 34-35.
- spätestens ab 1916 – 18.10.1932, Curt Glaser (*1879 Leipzig, +1943 Lake Placid, NY) (Sammler/-in), Berlin, Kauf oder TauschWie oben Fussnote 3; Es ist gemäss der vorhandenen Quellen nicht klar, ob Glaser das Werk getauscht oder gekauft hat. Einerseits soll Glaser das Bild von Moll gegen ein nicht näher identifiziertes Bild von van Gogh eingetauscht haben, vgl. Munchmuseet, MM K 2309, Brief von Curt Glaser an Edvard Munch, 13.06.1916, S. 3, https://www.emunch.no/HYBRIDNo-MM_K2309.xhtml [Zugriff: 02.03.2022]; Andererseits schreibt Glaser im Dezember 1940 an Wilhelm Wartmann, dem Direktor des Kunsthaus Zürich, er hätte das Bild damals von Oskar Moll gekauft: "Ich wäre ohne weiteres bereit, von dem damals gedachten Preis die Hälfte abzustreichen und von dieser Hälfte Ihnen gegenüber nochmals einen erheblichen Prozentsatz, womit ich bei einem Preise von 15 000 Fr. ziemlich genau auf den Preis käme, den ich vor langer Zeit in Mark an Oskar Moll, der das Bild vor mir besessen hat, bezahlt hatte." vgl. Archiv KHZ/ZKG, Eingehende Korrespondenz,10.30.30.067, Brief von Curt Glaser an Wilhelm Wartmann vom 12.12.1940; Zur Schenkung an die Nationalgalerie Berlin vgl. Staatliche Museen zu Berlin, Zentral Archiv, SMB-ZA, I-NG 999, Brief von Curt Glaser an National Galerie Berlin, 18.10.1932.
- 18.10.1932 – 1939, Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin (Museum), Berlin, GeschenkStaatliche Museen zu Berlin, Zentral Archiv, SMB-ZA, I-NG 999, wie oben Fussnote 6; Staatliche Museen zu Berlin, Zentral Archiv, SMB-ZA, I-NG 946, Bl. 629-646.
- 1939 bis 1941, Curt Glaser (*1879 Leipzig, +1943 Lake Placid, NY) (Sammler/-in), Ascona, RückgabeStaatliche Museen zu Berlin, Zentral Archiv, SMB-ZA, I-NG 946, wie oben Fussnote 7; Sitzungsprotokoll der Sammlungskommission Archiv 10.30.10.41-42, 12.02.1941, I.b.14; 02.04.1941, I.b.
- 1939 – 1941, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, Leihgabe, von Curt Glaser nach Rückzug aus Nationalgalerie BerlinSitzungsprotokoll der Sammlungskommission, wie oben Fussnote 8.
- ab 1941, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, Kauf, 12'000 CHFSitzungsprotokoll der Sammlungskommission, wie oben Fussnote 8.
Provenienzstatus
Hinweise auf NS-Raubkunst
Literatur (Provenienz)
- Kunsthaus Zürich. Gesamtkatalog der Gemälde und Skulpturen, hrsg. von Zürcher Kunstgesellschaft et al., Sammlungskatalog, Ostfildern: Hatje Cantz, 2007, S. 590.
- Gerd Woll: Edvard Munch. Complete Paintings. Catalogue Raisonné, Vol. I, London: Thames & Hudson, 2009, S. 182.
- Michael Kirchner: «Chronologie zu Leben und Werk», in: Oskar Moll, Gemälde und Aquarelle. [Landesmuseum Mainz, 16.11.97 - 15.2.98; Muzeum Narodowe Breslau/Wrocław, 27.2.98 - 5.4.98; Von der Heydt-Museum Wuppertal, 10.5.98 - 28.6.98; dieser Katalog erscheint anläßlich der Ausstellung "Oskar Moll 1875 - 1947 zum 50. Todestag - Gemälde und Aquarelle"], Ausst.-Kat. Landesmuseum Mainz, Köln: Wienand, 1997, S. 8-13, S. 8.
- Michael Kirchner: «Berliner Jahre», in: Oskar Moll, Gemälde und Aquarelle. [Landesmuseum Mainz, 16.11.97 - 15.2.98; Muzeum Narodowe Breslau/Wrocław, 27.2.98 - 5.4.98; Von der Heydt-Museum Wuppertal, 10.5.98 - 28.6.98; dieser Katalog erscheint anläßlich der Ausstellung "Oskar Moll 1875 - 1947 zum 50. Todestag - Gemälde und Aquarelle"], Ausst.-Kat. Landesmuseum Mainz, Köln: Wienand, 1997, S. 34-40, S. 34-35.
Zur Provenienz
Curt Glaser, Direktor der Kunstbibliothek Berlin und zugleich am dortigen Kupferstich-Kabinett tätig, verfasste die erste deutsche Monographie über Edvard Munch und war Kunsthaus-Direktor Wilhelm Wartmann in der gemeinsamen Hochschätzung des Norwegers seit den frühen zwanziger Jahren kollegial verbunden. Bereits in den späten Zwanziger Jahren begann der vielseitig interessierte Kunsthistoriker Gemälde Munchs wieder zu verkaufen. Als er in die Schweiz emigrierte, deponierte er einen Teil seiner Sammlung im Kunsthaus.
Die «Musik auf der Karl Johan Strasse» (1889) schenkte Glaser Anfang 1933 der Berliner Nationalgalerie zur Erinnerung an seine erste Gemahlin, Elsa Glaser. Da die vereinbarten Verpflichtungen unter den Nationalsozialisten nicht eingehalten wurden, forderte er das Bild zurück. 1939 wurde es ihm ins Kunsthaus geschickt. 1941 erkundigte sich Wartmann bei Glaser kurz vor dessen Übersiedlung nach Amerika, ob er die «Musik auf der Karl Johan Strasse» allenfalls dem Kunsthaus verkaufen würde. Die Preisfindung war nicht einfach; Glaser, interessiert an der Platzierung in einem Museum, nannte den Betrag von CHF 15'000.–, den er einst selbst bezahlt hatte. Inzwischen aber hatte sich das Marktumfeld stark verschlechtert und man einigte sich auf CHF 12‘000 – dies übrigens der höchste Preis, den das Kunsthaus zwischen 1933 und 1945 je für das Werk eines lebenden Künstlers bezahlte. Ein im gleichen Jahr erworbenes spätes Hauptwerk Klees, «Überschach» von 1937 kostete CHF 5‘000.–, im folgenden Jahr Picassos «Drehorgelspieler mit Knabe» von 1905 CHF 10‘000.–.
Wie eingehende Recherchen in Zusammenarbeit mit dem Munch Museum in Oslo ergaben, entsprach der bezahlte Betrag dem damals üblichen Marktwert. Die erhaltene Korrespondenz der beiden Kollegen zeigt, mit wie viel Umsicht und Respekt diese Erwerbung behandelt wurde. Glaser verkaufte dem Kunsthaus zwei Jahre später ein weiteres Gemälde von Munch, seine Witwe nach dem Krieg noch zwei weitere. Damit bezeugten Glasers ihre bleibende Wertschätzung des Kunsthauses und sorgten dafür, dass der grösste Teil ihrer Munch-Gemälde-Sammlung in einer öffentlich zugänglichen Sammlung vereinigt blieb.
Recherchestand 20.06.2023
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Literatur (allgemein)
- Die Meisterwerke, hrsg. von Zürcher Kunstgesellschaft/Christian Klemm, Sammlungskatalog Kunsthaus Zürich, Ostfildern: Hatje Cantz, 2007, S. 194 (ill.).
- Kunsthaus Zürich. Gesamtkatalog der Gemälde und Skulpturen, hrsg. von Zürcher Kunstgesellschaft et al., Sammlungskatalog, Ostfildern: Hatje Cantz, 2007, S. 590.
- Edvard Munch ou l'«Anti-Cri», hrsg. von Dieter Buchhart, Ausst.-Kat. Pinacothèque de Paris, Paris: Editions Pinacothèque de Paris, 2010.
- Hans Dieter Huber: Edvard Munch – Tanz des Lebens. Eine Biographie, Stuttgart: Reclam, 2013, [nach] S. 100 (ill.).
- Kunsthaus Zürich. 57 Meisterwerke. Liber amicorum für Felix Baumann, Sammlungskatalog Kunsthaus Zürich, Zürich, 2000, S. 48 (ill.) [Text: Eva Korazija].
- Thomas M. Messer: Edvard Munch, New York: Abrams, 1970, S. 52 (ill.).
- Wilfrid Moser. Wegzeichen – Eine Retrospektive, hrsg. von Matthias Frehner/Tina Grütter, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bern/Casa Rusca, Zürich: Scheidegger & Spiess, 2009, S. 27, ill. No. 18.
- Edvard Munch, hrsg. von Guido Magnaguagno, Ausst.-Kat. Museum Folkwang Essen/Kunsthaus Zürich, 1988, No. 20 (ill.) [Text: Franziska Müller].
- Arbeitsgruppe Munch des Kunsthistorischen Seminars der Universität Zürich/Prof. Dr. Emil Maurer: Edvard Munch im Kunsthaus Zürich (Sammlungsheft 6), Sammlungskatalog Kunsthaus Zürich, Zürich, 1977, S. 14-25 (ill.) [Text: Eva Korazija/Caroline Kesser].
- Frank Høifødt: «The Kristiania Bohemia Reflected in the Art of the Young Edvard Munch», in: Erik Mørstad (Hrsg.): Edvard Munch. An anthology, Oslo: Oslo Academic Press, 2006, S. 15-41, S. 27-32 (ill.).
- Edvard Munch. Sommernacht am Oslofjord, um 1900, Ausst.-Kat. Städtische Kunsthalle Mannheim, Mannheim, 1988, S. 345.
- Edvard Munch, hrsg. von Frank Høifødt, London: Tate, 2012, S. 33.
- Gerd Woll: Edvard Munch. Complete Paintings. Catalogue Raisonné, Vol. I, London: Thames & Hudson, 2009, No. 176, S. 182.