Signatur/Inschrift
bez. o. r.: Albert Keller 1874; u. l.: Bonicella B.
Provenienz
- Albert von Keller (*1844 Gais, +1920 München) (Künstler/-in)
- o.D. – 10.2.1919, Karl Haberstock (*1878 Augsburg, +1956 München) (Kunsthändler/-in), Berlin
- ab 1919 – höchstens bis 5.1939, Jean und Ida Baer (Sammler/in), Berlin
- 5.1939 – 8.1942, Verlust durch die nationalsozialistische Judenverfolgung"Ida Baer und ihr Sohn Heinz Albert Baer wurden von den NS-Machthabern als Juden verfolgt. Heinz Albert Baer, der nach dem Novemberpogrom in ein Konzentrationslager verschleppt wurde, flüchtete im Mai 1939 nach England. Zuvor, im März 1939, zog Ida Baer mit ihrer Mutter und ihrer Schwester und deren Ehemann in eine Wohnung in Berlin, Stübbenstraße um. Nach Aussagen von Walter Jaffé, des 1936 geflüchteten Schwagers von Ida Baer, hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt kein Kunstwerk der Sammlung verkauft, nach einer Aussage von Heinz Albert Baer war die Kunstsammlung bis zu seiner Flucht noch vorhanden. Ida Baer wurde am 17. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort am 7. November 1942 umgekommen [sic]. Nach den vor der Deportation gemachten Angaben verfügte sie über keine Kunstwerke mehr. Das Dossier nimmt daher den Verlustzeitraum zwischen der Flucht Heinz Albert Baers im Mai 1939 und der Deportation von Ida Baer im August 1942 ein" Kommission für Provenienzforschung, 72. Beiratssitzung, 03.07.2014, Baer Ida (2014-07-03), S. 2, vgl. http://www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Baer_Ida_2014-07-03.pdf; vgl. auch Lentos Kunstmuseum Linz, Zwischenbericht Provenienzforschung am LENTOS Kunstmuseum Linz, Oktober 2019, S. [6], https://www.lentos.at/assets/media/Jobs/Bericht-Provenienzforschung.pdf [Zugriff: 21.12.2021].
- Verbleib unbekannt
- o.D. – 9.1972, Klaus und Dorothea von Keller
- 9.1972 – 1994, Oskar A. Müller (*1899 Chur, +1994 Zürich) (Sammler/-in), Kauf
- 1994 – 2007, Hannelore Müller-Behrendt (*1930, +2013) (Sammler/-in), Nachlass
- ab 2007, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, Geschenk
- ab 2012, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, gütliche Einigung mit den Erben Jean und Ida BaerEintrag auf Lost Art-Datenbank, vgl. http://www.lostart.de/DE/Verlust/297676 [Zugriff: 21.12.2021].
Zur Provenienz
Anlässlich einer 2007 erfolgten, grösseren Schenkung von Gemälden Albert Kellers aus dem Nachlass des Zürcher Kunstsammlers Oskar A. Müller, veranstaltete das Kunsthaus 2009 eine Ausstellung über den Maler. Aufgrund des dabei erarbeiteten Katalogs konnten externe Sachverständige feststellen, dass es sich bei zwei der Gemälde der Schenkung, dem Werk «Madame la Suire» (AvK 238) und dem hier besprochenen Werk «Akt am Strand / Abend» um Raubkunst handeln könnte.
Das Kunsthaus prüfte den Sachverhalt und bot den Nachkommen der ursprünglichen Besitzer nach Bestätigung des Verdachts an, das Werk zurückzugeben oder es ihnen abzukaufen.
Das Gemälde «Akt am Strand / Abend» war seit 1919 in der Sammlung des Berliner Handelsrichters und Kaufmannes Jean Baer. Als dieser 1930 verstarb, erbte seine Witwe Ida Bear die Kunstsammlung. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gehörte Ida Baer als Jüdin zu den Kollektivverfolgten. Zwischen 1939 und ihrer Deportation im August 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt verliert sich die Spur der Kunstsammlung. Ida Baer wurde 1942 in Theresienstadt ermordet. 2012 konnte das Werk mit Hilfe der Schenkung von Hannelore Müller aufgrund einer Übereinkunft mit den Erben rechtmässig erworben werden.
Das zweite Werk «Madame la Suire» war einst im Besitz des jüdischen Kunstsammlers Alfred Sommerguth. Wenige Monate vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde es von den nationalsozialistischen Behörden in Berlin zwangsversteigert.
Die Nachkommen von Alfred Sommerguth beschlossen grosszügiger Weise, das Ölgemälde dem Zürcher Kunsthaus als Schenkung zu überlassen und verlangten lediglich, dass das Werk, wenn es ausgestellt wird, mit einem entsprechenden Vermerk versehen wird.
Recherchestand 21.12.2021
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Literatur (allgemein)
- Albert von Keller. Salon, Séancen, Secession, hrsg. von Gian Casper Bott, Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich, München: Hirmer, 2009, No. 23, S. 35.