Signatur/Inschrift
bez. u. r. monogrammiert: E. M.
Werkverzeichnis
Rouart/Wildenstein (P)25
Provenienz
- Édouard Manet (*1832 Paris, +1883 Paris) (Künstler/-in)
- 1883 – 4.2.1884, Nachlass Edouard Manet, Paris, NachlassAuktion Hôtel Drouot (04.-05.02.1884), Lot 98.
- 4.2.1884 – 5.2.1884, Hôtel Drouot (Auktion), Paris, Lot. 98Wie oben Fussnote 2.
- 4.2.1884 – o.D., Madame Bérend de Buffey (Sammler/-in), Paris, Kauf, 550.00 FRFBodelsen 1968, S. 342, No. PV 25.
- Verbleib unbekannt
- Durand-Ruel und Bernheim Jeune (Kunsthändler/-in), ParisRouart/Wildenstein 1975, Bd. II, No. 25.
- Verbleib unbekannt
- Monsieur Guyon, ParisWie oben Fussnote 6.
- 1932 – 12.7.1941, Alphonse Kann (*1870 Wien, +1948 London) (Sammler/-in), St-Germain-en-Laye/LondonWie oben Fussnote 6.
- 12.7.1941 – 2.10.1941, Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR), Beschlagnahme, ERR Nr. Ka 20Yeide 2009, No. D 47. Beschlagnahmt durch den «Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg» (ERR Nr. Ka 20), und im Auftrag von Hermann Göring von Walter Andreas Hofer am 12.07.1941 übernommen.
- 2.10.1941 – 18.4.1942, Galerie Fischer (Galerie), Luzern, TauschYeide, wie oben Fussnote 10; Francini/Heuss/Kreis 2001, S. 106, No. 267; 286 (n. *1).
- 18.4.1942 – 5.7.1948, Emil Georg Bührle (*1890 Pforzheim, +1956 Zürich), Zürich, Kauf, 35000.00 CHFAStEGB, Brief von Emil Bührle an seinen Anwalt Dr. Walther Huber, Zürich, 22.08.1947. Die Zahl entspricht dem Betrag, den Bührle später in seinem Prozess gegen Fischer einforderte, und obwohl Fischer eine Rückerstattungspflicht grundsätzlich ablehnte, wurden die Zahlen als solche nie in Frage gestellt. Diese Zahlen definierten daher die Beträge, die Fischer an Bührle zurückzahlen musste, nachdem das Bundesgericht zu dem Schluss gekommen war, dass Bührle die Gemälde gutgläubig erworben hatte, AStEGB, Schweizerisches Bundesgericht, Kammer zur Beurteilung von Raubgutklagen/Chambre des actions en revendication de biens spoliés, Lausanne, Gesuch um Rückgabe von Kunstwerken von Alphonse Kann, London, gegen Emil Bührle, Zürich, Urteil vom 05.07.1951 (Maschinenschrift).
- 5.7.1948 – 24.9.1948, Alphonse Kann (*1870 Wien, +1948 London) (Sammler/-in), London, RestitutionAStEGB, Schweizerisches Bundesgericht, wie oben Fussnote 12.
- 24.9.1948 – 3.2.1951, Nachlass Alphonse Kann, London/Paris, NachlassAStEGB, 2 Protokolle mit handschriftlichen Notizen von Bührle, betreffend zwei Besuche von Maître J. Metthey, Paris, im Auftrag der Erben von Alphonse Kann, bei der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon Bührle & Co. vom 25.01.1951 und 15.02.1951.
- 3.2.1951, Jean Metthey (*1904, +1955) (Vermittler/-in), ParisErworben durch Maître J. Metthey, Paris, zusammen mit zwei Gemälden von Degas für insgesamt 24.000 £, Aufzeichnungen wie oben, Nr. 10. Auf dem ersten Eintrag vermerkt Bührle, dass die Preisvorstellung der Kann-Erben ca. 30.000 £ für die 3 Werke Degas, Madame Camus, Degas, Danseuses (Sammlung Emil Bührle, Inv. 32, 35) und das Pastell von Manet beträgt. Ein handschriftlicher Vermerk von Bührle, der dem zweiten Protokoll beigefügt ist, besagt, dass Metthey am 03.02.1951 £ 24.000 für das Los akzeptiert hat.
- 3.2.1951 – 28.11.1956, Emil Georg Bührle (*1890 Pforzheim, +1956 Zürich) (Sammler/-in), Zürich, KaufWie oben Fussnote 15.
- 28.11.1956 – 1960, Nachlass Emil Bührle, Zürich, Nachlass
- ab 1960, Stiftung Sammlung E.G. Bührle (Sammlung), Zürich, Geschenk, Inv.-Nr. 65
- ab 2021, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, Leihgabe
Literatur (Provenienz)
- Catalogue de tableaux, pastels, études, dessins, gravures par Edouard Manet et dépendant de sa succession vente 4 et 5 Fevrier 1884, Hôtel Drouot, 04. February 1884 - 05. February 1884, Lot 98.
- Merete Bodelsen: «Early Impressionist Sales 1874-1894 in the light of some unpublished 'procès-verbaux'», in: The Burlington Magazine for Connoisseurs (Vol. 110 No. 783 (Juni 1968)), London: Burlington Magazine Publications Ltd, 1968, S. 330-349, S. 342, No. PV 25..
- Denis Rouart/Daniel Wildenstein: Edouard Manet. Catalogue raisonné, Vol. II, Bd. 2 von 2, Lausanne/Paris: La Bibliothèque des Arts, 1975, No. 25.
- Nancy H. Yeide: Beyond the Dreams of Avarice, The Hermann Goering Collection, Dallas, TX: 2009, No. D47.
- Esther Tisa Francini/Anja Heuss/Georg Kreis: Fluchtgut-Raubkunst. Der Transfer von Kulturgütern in und über die Schweiz 1933-1945 und die Frage der Restitution (Veröffentlichungen der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz - Zweiter Weltkrieg 1), Zürich: Chronos, 2001, S. 106, No. 267; 286 (n. *1).
Zur Provenienz
Der in Wien geborene Alphonse Kann (1870–1948), Sohn einer jüdischen Bankiersfamilie, wuchs in Paris auf und freundete sich früh mit Künstlern wie Maurice Denis, Paul Sérusier oder Édouard Vuillard an. Er bewegte sich auch in Sammlerkreisen und begann, selbst eine Sammlung aufzubauen. Er unterstützte die 1935 von dem Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler ins Leben gerufene Kaufgemeinschaft, die Künstler finanziell unterstützte. Da die Misshandlung, Demütigung und Entrechtung von Juden vor allem im benachbarten Deutschland, aber auch in Frankreich stetig zunahm, flüchtete Kann 1938 von Paris nach London, wo er die britische Staatsbürgerschaft erhielt.
1941 beschlagnahmte die NS-Rauborganisation «Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR)» 1802 Werke aus Kanns Haus bei Paris. Edgar Degas’ Gemälde Madame Camus am Klavier und Tänzerinnen im Foyer sowie Édouard Manets Die Toilette gelangten 1941 und 1942 in die Luzerner Galerie von Theodor Fischer. Emil Bührle erwarb sie dort, Madame Camus am Klavier für 120’000, Tänzerinnen im Foyer für 65’000 und Die Toilette für 35’000 Franken.
Kann reichte nach 1945 vor der Raubgutkammer beim Schweizer Bundesgericht Klage ein und bekam Recht. 1948 restituierte Bührle die drei Gemälde an Kann, zwei Monate vor dessen Tod. Seine Erben einigten sich Anfang 1951 auf den erneuten Verkauf der Werke an Bührle, der sie für 24’000 Britische Pfund (rund 290’000 Franken) erwarb. Bührle forderte seinerseits 1951 von Fischer in einer Regressklage den Betrag zurück, den er für die Werke bezahlt hatte. Das Bundesgericht gab der Forderung statt. Es entschied, dass Bührle beim Kauf gutgläubig gehandelt hatte und er zu dem Zeitpunkt von der unrechtmässigen Herkunft der Werke keine Kenntnis gehabt haben konnte.
Das Urteil ist bis heute umstritten, da Bührle 1942 von der systematischen Beraubung der jüdischen Sammlerinnen und Sammler sehr wohl wissen konnte.
Recherchestand 31.12.2021
Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen, weiterführende Informationen? Bitte richten Sie eine Nachricht an provenienzforschung(at)kunsthaus.ch.
Literatur (allgemein)
- Die Sammlung Emil Bührle. Geschichte, Gesamtkatalog und 70 Meisterwerke, hrsg. vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA), München: Hirmer, 2021, No. 188, S. 260/266 (ill.).
- Sammlung Emil G. Bührle. Festschrift zu Ehren von Emil G. Bührle zur Eröffnung des Kunsthaus-Neubaus und Katalog der Sammlung Emil G. Bührle, hrsg. von Kunsthaus Zürich, Sammlungskatalog Kunsthaus Zürich, Zürich, 1958, No. 149, S. 101.