Signatur/Inschrift
bez. u. r.: à G. H. Manuel / HTLautrec 91
Werkverzeichnis
Dortu P. 377
Provenienz
- Henri de Toulouse-Lautrec (*1864 Albi, +1901 Saint-André-du-Bois) (Künstler/-in), Paris
- 1891 – mindestens bis 1914, Georges-Henri Manuel (*1863 Ville-d'Avray, +1929 Paris), Paris, GeschenkAls Geschenk des Künstlers erhalten; Kat. Manzi-Joyant 1914, No. 57.
- Mme G.-H. Manuel, ParisPaul Cassirer & Walter Feilchenfeldt Archiv, Zürich, Akte betreffend Toulouse-Lautrec, Georges-Henri Manuel.
- [Verbleib unbekannt?]
- o.D. – 12.1930, Galerie Weinberger (Galerie), ParisWie oben Fussnote 3.
- 12.1930 – 5.1942, Galerie Paul Cassirer & Co. (Galerie), Amsterdam, KaufWie oben Fussnote 3. Walter Feilchenfeldt (sen.) führte die Galerie Paul Cassirer, Berlin, über deren Amsterdamer Filiale (N. V. Amsterdamsche Kunsthandel Paul Cassirer & Co.) ab November 1933 weiter, als er aus Deutschland emigrierte. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 hielt sich Feilchenfeldt in der Schweiz auf, wo er sich mit seiner Familie niederliess; Auskunft Walter Feilchenfeldt, 06.06.2023: «Paul Cassirer, Amsterdam (erworben 1930 von Galerie Weinberger Paris) / Ausgestellt: Wien, Neue Galerie, Kat. Nr. 61- Sendung nach Zürich (29.4.1933) / Ausgestellt: Zürich Kunsthaus 1933, Kat. Nr.91 / Ausgestellt: Rotterdam Bojmans Museum 1933, Kat. Nr.81 / Ausgestellt: Bern Kunsthalle 1934, Kat. Nr.106 / Ausgestellt: London Reid & Lefevre 1937, Kat. Nr.17 / Ausgestellt: Amsterdam Stedelijk Museum 1938, Kat. Nr. 23.»
- frühestens ab 14.6.1939 – o.D., Galerie Aktuaryus (Vermittler/-in), ZürichAuskunft Walter Feilchenfeldt, wie oben Fussnote 6: «Sendung nach Zürich an Aktuaryus (Ausgangsdatum 14.6.1939)».
- frühestens ab 14.6.1939 – 5.1942, Walter Feilchenfeldt (*1894 Berlin, +1953 Zürich) (Vermittler/-in), ZürichWie oben Fussnote 7.
- 5.1942 – 19.5.1942, Fritz Nathan (*1895 München, +1972 Zürich) (Kunsthändler/-in), St. Gallen, KaufWie oben Fussnote 7: «Fritz Nathan, St. Gallen (erworben Mai 1942 von Walter Feilchenfeldt)».
- 19.5.1942 – 28.11.1956, Emil Georg Bührle (*1890 Pforzheim, +1956 Zürich), Zürich, Kauf, 45.000 CHFErworben von den oben Genannten durch Vermittlung von Dr. Fritz Nathan, St. Gallen, AStEGB, Inventarkarte Toulouse-Lautrec, Georges-Henri Manuel, mit Angabe von Walter Feilchenfeldt als Verkäufer und einem von Bührle bezahlten Kaufpreis von CHF 45.000; Protokoll über einen Besuch von Fritz Nathan bei der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon Bührle & Co. vom 19.05.1942, mit handschriftlichem Vermerk von Bührle bezüglich der Bezahlung des Toulouse-Lautrec; Feilchenfeldt erhielt zwar eine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz, aber keine Arbeitsbewilligung und konnte deshalb nicht offiziell als Kunsthändler tätig sein. Selbst wenn er, wie in diesem Fall, sein eigenes Eigentum verkaufte, verliess sich Feilchenfeldt auf Kollegen wie Fritz Nathan als Zwischenhändler für den Verkauf. Aus der erhaltenen Korrespondenz geht hervor, dass das Gemälde, das zu einem unbekannten Zeitpunkt vor dem Krieg in die Schweiz gebracht worden war, vor dem Verkauf als Leihgabe im Kunstmuseum St. Gallen ausgestellt wurde, Paul Cassirer & Walter Feilchenfeldt-Archiv, Zürich, Briefe von Konrad Peter Naegeli, Stadtpräsident von St. Gallen, an Dr. Walter Feilchenfeldt, 17.09.1941 und 16.05.1942 (Kopien mit freundlicher Genehmigung von Konrad Feilchenfeldt, Besitzer des Ascona-Nachlasses, Ascona Ordner), letzterer bestätigt die Freigabe des Bildes an Dr. Fritz Nathan. Ein Notizbuch 1940-1942 von Dr. Walter Feilchenfeldt, das im Paul Cassirer & Walter Feilchenfeldt-Archiv, Zürich, aufbewahrt wird, enthält verschiedene Hinweise auf das Gemälde und dokumentiert einen von Feilchenfeldt erhaltenen Verkaufspreis von CHF 42.000; wie oben Fussnote 7: "Emil Georg Bührle, Zürich (erworben 19.5.1942 von Nathan - Gloor #212".
- 28.11.1956 – 1960, Nachlass Emil Bührle, Zürich, Nachlass
- ab 1960, Stiftung Sammlung E.G. Bührle (Sammlung), Zürich, Geschenk, Inv.-Nr. 105
- ab 2021, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, Leihgabe
Literatur (Provenienz)
- Exposition rétrospective de l'oeuvre de H. de Toulouse-Lautrec (1864-1901), hrsg. von Alexandre Arsène , Ausst.-Kat. Galerie Manzi, Joyant, Paris, 1914, No. 57.
Zur Provenienz
Der Kunsthändler Walter Feilchenfeldt (1894–1953) war seit 1919 im Kunstsalon von Paul Cassirer in Berlin tätig. Nach dessen Tod 1926 übernahm er die Leitung der Galerie, die Künstler des Nachimpressionismus und der europäischen Moderne vermittelte. Aufgrund der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der zunehmenden Gefahrenlage für Jüdinnen und Juden flüchtete er im November 1933 nach Amsterdam, wo er die dortige Filiale des Kunstsalons Paul Cassirer aktivierte. 1936 heiratete er Marianne Breslauer (1909–2001).
Das Ehepaar hielt sich bei Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 in der Schweiz auf und konnte nicht in die Niederlande zurückkehren. Feilchenfeldt bekam eine Aufenthalts-, aber keine Arbeitsbewilligung für die Schweiz. Nur durch Vermittlung, etwa von Fritz Nathan in St. Gallen, war es ihm möglich, Bilder in der Schweiz zu verkaufen.
Das Gemälde Der alte Turm von Vincent van Gogh war seit 1930 im Bestand der Galerie Paul Cassirer. Es war von Feilchenfeldt vor dem Zweiten Weltkrieg in die Schweiz ausgelagert worden. Im April 1942 erwarb es Fritz Nathan für 12’000 Franken. Drei Jahre später verkaufte er es für 20’000 Franken an Emil Bührle. Auch Henri de Toulouse-Lautrecs Porträt Georges-Henri Manuel war seit 1930 im Bestand von Cassirers Galerie. Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten brachte Feilchenfeldt es in die Schweiz, wo es von Mai bis August 1933 im Kunsthaus Zürich ausgestellt wurde. Bis 1940 war es auch ausserhalb des NS-Machtbereichs zu sehen, so in Ausstellungen in Rotterdam, Bern, New York, London, Amsterdam und St. Gallen.
Als Feilchenfeldt 1942 seine finanziellen Ressourcen erschöpft sah, verkaufte Nathan das Gemälde in seinem Auftrag. Von den 45’000 Franken, die Bührle ihm zahlte, erhielt Feilchenfeldt 42’000 Franken.
Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat am 14. Juni 2024 angekündigt, für diese Werke mit der Erbenvertretung faire und gerechte Lösungen zu suchen.
Recherchestand 31.12.2021
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Literatur (allgemein)
- Die Sammlung Emil Bührle. Geschichte, Gesamtkatalog und 70 Meisterwerke, hrsg. vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA), München: Hirmer, 2021, No. 92, S. 260 (ill.).
- Sammlung Emil G. Bührle. Festschrift zu Ehren von Emil G. Bührle zur Eröffnung des Kunsthaus-Neubaus und Katalog der Sammlung Emil G. Bührle, hrsg. von Kunsthaus Zürich, Sammlungskatalog Kunsthaus Zürich, Zürich, 1958, No. 203, S. 121 (ill.).