Au lit

In der Aristokratie nur so halb zuhause und zeitlebens von schmerzvollen körperlichen Gebrechen gepeinigt, hat Toulouse-Lautrec in der «demi-monde» (Deutsch: Halbwelt), wie das Rotlichtmilieu in Frankreich zeitenweise genannt wurde, einen Ort der Zugehörigkeit gefunden. Er verbrachte, auch im Rahmen von Auftragsarbeiten, viel Zeit in Bordellen in Montmartre, wo er den Alltag – oder vielleicht passender: das Nachtleben – beobachtete und porträtierte. In der Zeit schuf er etwas mehr als 100 Bilder. «Au lit» stammt aus dieser Serie. Das Gemälde wird meist als Darstellung zweier Frauen interpretiert. Toulouse-Lautrec hielt hier einen Moment unschuldiger Intimität fest, ohne dabei obszön oder explizit zu werden: Die beiden Frauen liegen sich zugewandt im Bett, ein rötlicher Schein, vielleicht Kerzen- oder Morgenlicht, ihre Gesichter erhellend. Ohne sich zu berühren, drücken die beiden liebevolle Zuneigung und Zärtlichkeit jenseits sexueller Begierde aus. Quelle