Signatur/Inschrift
bez. o. l. auf Stirnhöhe: J Ochtervelt.
Beschriftung
Verso auf Zierrahmen o. l. Überreste einer abgelösten Etikette: [unleserlich]; daneben weisse KHZ-Etikette; o. r. Kreide in Blau: [unleserlich] 22 [unterstrichen; Nummerierung Ruzicka-Stiftung] [hs]; auf Holzplatte Spuren einer abgelösten Etikette: [unleserlich]; u. M. in Schwarz: [unleserlich] [hs]; daneben Spuren Stempel in Schwarz: [unleserlich]; u. l. weisse KHZ Etikette
Provenienz
- Jacob Ochtervelt (*1634 Rotterdam, +1682 Amsterdam) (Künstler/-in)
- Verbleib unbekannt
- wohl, 1934, Landry (Sammlung)ZKG/KHZ Werkdossier, handschriftliche Notiz von Leopold Ruzicka.
- wohl, frühestens ab 1933 – o.D., Jacques Goudstikker (*1897, +1940) (Sammler/-in), ParisZKG/KHZ Werkdossier, Korrespondenz, unbekannt, 06.06.1943: «Herr Dr. Horschmann [sic], der das Bild im Original gesehen hat, glaubt es von etwa 10 Jahren in Paris gesehen zu haben, und hält es für möglich, dass es in den Besitz von Goudstikker ging.»; Forschungsprojekt 01.07.2004, Willibald Duschnitz. Kunst, Architektur und Sammeln in Wien 1900-1945 Österreichische Gesellschaft für Provenienzforschung Sophie Lillie, M. A. Dr. Harold H. Chipman, Kapitel Forschungsziele, S. 4-7: «Es ist zu vermuten, dass Willibald Duschnitz dieses Bild [Porträt von Jean le Gouche (1634) von Johannes Verspronck] vor 1938 seinem Freund, dem bekannten Kunstsammler und -händler Jacques Goudstikker nach Holland zur sicheren Aufbewahrung geschickt hat, aus dessen Besitz das Bild jedoch beschlagnahmt und durch Hermann Göring für das sogenannte «Führermuseum» angekauft wurde.»
- wohl, J. & S. Goldschmidt (Kunsthandel)Wie oben Fussnote 3.
- [Verbleib unbekannt?]
- o.D., Galerie Sanct Lucas (Galerie), WienKuretsky 1979, S. 65, Kat.-Nr. 29; Ausst.-Kat. Museum Boymans 1935, Kat.-Nr. 71, Abb. 115.
- [Verbleib unbekannt?]
- spätestens ab 1935 – o.D., Willibald Duschnitz (*1884 Wien, +1976 Teresepolis) (Sammler/-in), WienChipman/Weidinger 2014, S. 91-92: «Für eine umfangreiche Vermeer-Ausstellung zur Einweihung des neuen Boymans-Museums in Rotterdam stellt er [Duschnitz] zwei kleine Gemälde, Mutter ihr Kind stillend von Jacob Ochtervelt und Die Alte Kirche in Delft mit sieben Figuren von Hendrik Cornelisz. van Vliet zur Verfügung». Willibald Duschnitz war ein führender Filzfabrikant jüdischer Herkunft und einer der bedeutendsten Kunstsammler in Wien vor 1938. Nachdem die Sammlung 1938 nach dem «Anschluss» von Österreich aufgelöst werden sollte, überschrieb Duschnitz Teile seiner Sammlung dem Schweizer Staatsbürger Dr. Louis Ferrière, dem zweiten Ehemann seiner geschiedenen Frau Jenka (geb. Loeff am 27. Juli 1886). Aufgrund eines Bombentreffers soll der eingelagerte Kunstbestand bei einer Wiener Spedition im Jahr 1945 verbrannt sein. Andere Teile des Sammlungsbestands konnten in Holland in Sicherheit gebracht werden (vgl. Sophie Lillie, Harold H. Chipman, Forschungsprojekt Willibald Duschnitz. Kunst, Architektur und Sammeln in Wien 1900-1945 Österreichische Gesellschaft für Provenienzforschung 2004, S. 3-4, nicht publiziert). Aktuell kann somit ein NS-verfolgungsbedingter Entzug nicht ausgeschlossen werden. Das Werk wird weiter prioritär tiefenerforscht.
- o.D. – 28.6.1943, Dr. Louis Ferrière, Genf, unbekanntWie oben Fussnote 9; E-Mail-Korrespondenz, Sykora, 30.09.2022: «Jacob Ochtervelts Objekt war dagegen Kommissionsware. Der Verkauf an Ruzicka ist unter dieser Rubrik unter dem 28.06.1943 in dem Bad 'Buchhaltung 1943' auf fol. 90 wie folgt aufzufinden: 'Ferrière Mad. 4.6. Gemälde Ochterfelde, sowie 'Ruzicka Prof. 2.18 Madonna Klein, Die genannten Ziffern 4.6 und 2.18 beziehen sich auf so genannte Kundenkonten, unter denen ich die Einträge ebenfalls gefunden habe. Das Kommissionsbuch 1927-1943 führt auf fol. 300 für 'Mme. Ferière [sic!] 13, Av. Champel, Genève' diverse Objekte auf, die sie am 22. Dezember 1942 bei der Galerie Fischer in Kommission gegeben hat, unter anderem 'Ochterfeld [sic!] Frau Kind stillend; dort ist auch 'vkft. & gutschrieben 28.06.1943' notiert.»
- 22.12.1942 – 28.6.1943, Galerie Fischer (Galerie), Luzern, KommissionWie oben Fussnote 10; ZKG/KHZ Werkdossier, Korrespondenz, Dr. Freimüller Univ.-Doz., Dr. Noll, 10.08.2007: «Dr. Louis Ferrière (bzw. seiner Gattin) zunächst in der Galerie Fischer in Zürich verkauft wurde und in weiterer Folge von der Galerie Vogler in Luzern». Es handelt sich bei diesen beiden Galerien wohl um eine Verwechslung von der Galerie Fischer, Luzern, die in den besagten Jahren auch Auktionen im Zürcher Zunfthaus zur Meise abhielt.
- 28.6.1943 – 27.12.1948, Leopold Ruzicka (*1887 Vukovar, +1976 Mammern) (Sammler/-in), KaufSitzungsprotokoll der Sammlungskommission, 23.12.1948 I., Archiv ZKG/KHZ, 10.30.10.42; Zürcher Kunstgesellschaft 1949 Jahresbericht, S. 4; ZKG/KHZ Werkdossier, Rechnung der Galerie Fischer, 03.07.1943.
- 27.12.1948 – 2005, Ruzicka-Stiftung (Sammlung), Zürich, ÜbertragungSitzungsprotokoll der Sammlungskommission wie oben Fussnote 12; Zürcher Kunstgesellschaft 1949 Jahresbericht, wie oben Fussnote 12; Kunsthaus Zürich 2007 (Sammlungskatalog), S. 109.
- 1949 – 2005, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, LeihgabeWie oben Fussnote 13.
- ab 2005, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, GeschenkKunsthaus Zürich 2007 (Sammlungskatalog), wie oben Fussnote 13.
Provenienzstatus
Hinweise auf NS-Raubkunst
Provenienzstatus (BAK)
C – Die Provenienz zwischen 1933 und 1945 ist nicht eindeutig geklärt oder weist Lücken auf. Aus den vorliegenden Recherchen ergeben sich keine Belege für NS-Raubkunst. Es liegen jedoch Hinweise auf NS-Raubkunst und / oder auffällige Begleitumstände vor. Die Herkunft muss weiter erforscht werden.
Literatur (Provenienz)
- Jahresbericht 1948, hrsg. von Zürcher Kunstgesellschaft, Zürich, 1949, S. 4.
- Kunsthaus Zürich. Gesamtkatalog der Gemälde und Skulpturen, hrsg. von Zürcher Kunstgesellschaft et al., Sammlungskatalog, Ostfildern: Hatje Cantz, 2007.
- Susan Donahue Kuretsky: The Paintings of Jacob Ochtervelt (1634-1682): with a catalogue raisonné, Montclair: Allanheld & Schram, 1979, S. 65, Kat.-Nr. 29.
- Harold H. Chipman/Leonhard Weidinger: «Ein Enthusiast für Industrie und Kunst – Willibald Duschnitz», in: Eva Blimlinger et al. (Hrsg.): Die Praxis des Sammelns. Personen und Institutionen im Fokus der Provenienzforschung, Wien: Böhlau, 2014, S. S. 71-98, S. 91-92.
- Vermeer. Oorsprong en invloed; fabritius, de Hooch, de Witte, Ausst.-Kat. Museum Boymans, Rotterdam, 1935, Kat.-Nr. 71, Abb. 115..
Zur Provenienz
Die Herkunftsgeschichte dieses Werks wird zurzeit am Kunsthaus Zürich erforscht. Die neuen Erkenntnisse dieser Recherche werden hier veröffentlicht.
Recherchestand 30.06.2023
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Literatur (allgemein)
- Kunsthaus Zürich. Gesamtkatalog der Gemälde und Skulpturen, hrsg. von Zürcher Kunstgesellschaft et al., Sammlungskatalog, Ostfildern: Hatje Cantz, 2007, S. 109.
- Susan Donahue Kuretsky: The Paintings of Jacob Ochtervelt (1634-1682): with a catalogue raisonné, Montclair: Allanheld & Schram, 1979, No. 29.
- Gemälde der Ruzicka-Stiftung (Text: L. Ruzicka), Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich, Zürich: Kunsthaus Zürich, 1949, No. 22.