Signatur/Inschrift
bez. u. l.: 1863 / Gustave Courbet
Werkverzeichnis
Fernier 355
Provenienz
- Gustave Courbet (*1819 Ornans, +1877 La Tour de Peilz) (Künstler/-in)
- 1863 – o.D., Louis-Joseph Lebœuf (*1823 Lons-le-Saulnier, +1871 Paris), Paris, wohl GeschenkWahrscheinlich ein Geschenk des Künstlers im Austausch gegen eine von Leboeuf geschaffene und im Salon von 1861 ausgestellte Courbet-Skulptur (heute im Musée Courbet, Ornans, Inv. AGC S.AA 003.52).
- Verbleib unbekannt
- o.D. – 29.3.1905, Félix Giroud père, ParisAuktion Hôtel Drouot Paris (28.03.-29.03.1905), Lot 18 (verkauft für FRF 805); Fernier 1977, No. 355.
- 28.3.1905 – 29.3.1905, Hôtel Drouot (Auktion), Paris, Lot 18Wie oben Fussnote 4.
- Verbleib unbekannt
- Bernheim-Jeune (Galerie), ParisAStEGB, Inventarkarte Courbet, Louis-Joseph Lebœuf.
- Verbleib unbekannt
- spätestens ab 1908 – höchstens bis 2.7.1927, Julius Elias (*1861 Hoya, +1927 Berlin) (Sammler/-in), BerlinMuther 1908, S. 58 (Abb.); Brief Dr. Grete Ring [Galerie Paul Cassirer], Berlin, an Wilhelm Wartmann, [Kunsthaus Zürich], 19.10.1935, Archiv ZKG/KHZ, Korrespondenz Ausstellungen, Besitzer/Händler, 10.30.30.64, hat sich mit Frau Julie Elias, der Witwe von Dr. Julius Elias, in Verbindung gesetzt, die einen direkten Kontakt zum neuen Besitzer des Bildes, Dr. Franz Ullstein, Berlin, herstellt.
- frühestens ab 1927 – 1936, Franz Edgar Ullstein (*1868 Berlin, +1945 New York, NY) (Sammler/-in), Berlin, KaufArchiv ZKG/KHZ, wie oben Fussnote 9: Schreiben des Büros von Dr. Franz Ullstein (Frau Udelsmann), Berlin, an das Kunsthaus Zürich, 16.11.1935, in dem die Leihgabe des Gemäldes für die geplante Ausstellung in Zürich bestätigt und mitgeteilt wird, dass Dr. Ullstein das Gemälde vor etwa 5 Jahren von Dr. Elias gekauft hat. Diese Information wird durch ein Schreiben (in derselben Akte) von Grete Ring, Galerie Paul Cassirer, Berlin, an Wilhelm Wartmann, Direktor des Kunsthaus Zürich, vom 19.10.1935 bestätigt, in dem es heißt, dass sich das Gemälde, das sich früher in der Sammlung ihres Mannes befand, nach Angaben von Frau Elias jetzt bei Dr. Ullstein befindet.
- 1936 – 1939, Kurt Ullstein (*1907 Berlin, +2003 Rolândia, Paraná), LondonSohn des oben Genannten, Brief Dr. Franz Ullstein, Berlin an Dr. Wilhelm Wartmann, [Kunsthaus Zürich], 29.01.1936, Archiv ZKG/KHZ, Korrespondenz Ausstellungen, Besitzer/Händler, 10.30.30.65, in dem er Wartmann mitteilt, dass sein Sohn, Dr. Kurt Ullstein, London, nach Beendigung der Zürcher Ausstellung über das Gemälde verfügen wird. Das Gemälde verbleibt als Depositum im Kunsthaus Zürich, Archiv ZKG/KHZ, diverse Korrespondenz zum Gemälde mit verschiedenen Mitgliedern der Familie Ullstein in Estoril, Genf, London und São Paolo, Februar 1936–August 1941.
- 1939 – mindestens bis 1941, Elizabeth (Lisbet) Malek-Ullstein (*1905 Berlin, +2001 New York, NY), Estoril/PortugalSchwester von dem oben Genannten, Brief von Wilhelm Wartmann [Kunsthaus Zürich], an Dr. F. Ullstein, Pension Perrotti, Bvd. des Tranchées, Genf, 03.02.1941, Archiv ZKG/KHZ, Allgemeine Korrespondenz, Bd. 92, 2001/001:092, in dem der Erhalt eines Schreibens von Dr. Kurt Ullstein, London, vom 01.11. 1939 bestätigt wird, wonach das Gemälde in den Besitz seiner Schwester, Frau Lisbeth Malek, geb. Ullstein, übergegangen ist.
- o.D. – mindestens bis 31.5.1941, William S. Kundig (*1893 Genf, +1951 Genf) (Kunsthändler/-in), GenfAntiquar, ansässig in Genf, 45 rue du Rhône, Brief Dr. Wilhelm Wartmann [Kunsthaus Zürich], an W. S. Kundig, Genf, 29.05.1941, Archiv ZKG/KHZ, Allgemeine Korrespondenz, Bd. 93, 2001/001:093, mit der Ankündigung der Verschiffung des Gemäldes auf Anweisung von Frau Lisbeth Malek, und Mitteilung über den Transport des Gemäldes mit der Neuenburger Versicherungsgesellschaft mit einem deklarierten Wert von CHF 10.000, 31.05.1941.
- [Verbleib unbekannt?]
- o.D. – mindestens bis 10.9.1941, Galerie Rosengart (Galerie), LuzernArchiv Kunstmuseum Bern, Direktionsprotokoll No. 47, 16.10.1941, Courbets Porträt von Louis-Joseph Lebœuf wurde in der vorangegangenen Vorstandssitzung (10.09.1941) von der Galerie Rosengart, Luzern, mit einer Preisvorstellung von CHF 24'000 vorgelegt. Ein Erwerb wird nicht in Betracht gezogen.
- o.D. – 1942, Fritz Nathan (*1895 München, +1972 Zürich) (Kunsthändler/-in), St. GallenWie oben Fussnote 7; Nathan 1946, S. 30 (Abb.).
- 1942 – 28.11.1956, Emil Georg Bührle (*1890 Pforzheim, +1956 Zürich) (Sammler/-in), Zürich, Kauf, 26.000 CHFWie oben Fussnote 7: 1942 für CHF 26.000 von dem oben Genannten erworben. Ein Hinweis darauf, dass der Erwerb Anfang 1942 stattgefunden haben könnte, findet sich im Zollregister des Kunsthauses Zürich, in dem das Gemälde als am 23.11.1935 mit einer provisorischen Bewilligung in die Schweiz eingeführt, aufgeführt ist und das Datum der definitiven Einfuhr in die Schweiz am 20.12.1941 hinzugefügt wurde, Zollamt Freipässe, 1933-1954, Archiv ZKG/KHZ, 10.30.40.80.
- 28.11.1956 – 1960, Nachlass Emil Bührle, Zürich, Nachlass
- ab 1960, Stiftung Sammlung E.G. Bührle (Sammlung), Zürich, Geschenk, Inv.-Nr. 25
- ab 2021, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, Leihgabe
Literatur (Provenienz)
- Fritz Nathan: Zehn Jahre Tätigkeit in St. Gallen 1936–1946, St. Gallen, 1946, S. 30 (Abb.).
- Catalogue de tableaux modernes [Vente Félix Giroud père], Hôtel Drouot, Paris, 28. März 1905 - 29. März 1905, Paris 1905, Lot 18.
- Richard Muther: Courbet, Berlin, 1908, S. 58 (Abb.).
- Robert Fernier: La vie et l'œuvre de Gustave Courbet. Catalogue raisonné. Vol. 1: 1819-1865, Peintures, Bd. 1 von 2, Lausanne: La Bibliothèque des Arts, 1977, No. 355.
Zur Provenienz
Franz Ullstein (1868–1945) war einer der fünf Söhne Leopold Ullsteins, dem Gründer des Ullstein Verlags. Er leitete die Zeitungsredaktionen. Das Berliner Zeitungsimperium versuchte über Jahre, den Nationalsozialismus publizistisch zu bekämpfen. Aufgrund der antisemitischen Ideologie wurde der Verlag der Ullsteins, die Juden waren, 1934 zwangsveräussert. Die Brüder Franz und Rudolf waren noch vor dem Krieg gezwungen, unter Verlust eines Grossteils ihres Vermögens zu flüchten. Die Familie geriet in finanzielle Not und erlangte erst 1952 eine teilweise Restitution des Verlags und ihrer Liegenschaften.
Seit 1930 war Franz Ullstein im Besitz der Gemälde Der Bildhauer Louis-Joseph Lebœuf von Gustave Courbet und Monets Garten in Giverny von Claude Monet. Lebœufs Porträt schickte er 1935 zu einer Ausstellung an das Kunsthaus Zürich, wo es vorerst blieb. 1936 ging es auf den Sohn Kurt (1907–2003) über und 1939 auf dessen Schwester Lisbeth Malek-Ullstein (1905–2001). Damals war diese bereits im neutralen Portugal, wo sie bis 1941 blieb. Sie flüchtete weiter in die USA, wo sie bis zu ihrem Tod lebte.
1941 war das Gemälde nach Genf geschickt worden, wo sich seine Spur verliert. Zu welchem Preis es verkauft wurde und ob die Ullsteins den Verkaufserlös erhielten, ist nicht geklärt. 1942 tauchte das Werk bei dem St. Galler Galeristen Fritz Nathan auf, der es für 26’000 Franken an Emil Bührle verkaufte.
Monets Garten in Giverny versuchte Franz Ullstein 1936 und 1941 erfolglos zu veräussern. Erst im März 1941 verkaufte es der Zürcher Galerist Tony Aktuaryus für 16’800 Franken an Bührle. Auch hier ist nicht bekannt, ob Ullstein den Verkaufserlös erhalten hat.
Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat am 14. Juni 2024 angekündigt, für diese Werke mit der Erbenvertretung faire und gerechte Lösungen zu suchen.
Recherchestand 31.12.2021
Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen, weiterführende Informationen? Bitte richten Sie eine Nachricht an provenienzforschung(at)kunsthaus.ch.
Literatur (allgemein)
- Die Sammlung Emil Bührle. Geschichte, Gesamtkatalog und 70 Meisterwerke, hrsg. vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA), München: Hirmer, 2021, No. 99, S. 260 (ill.).