Beschriftung
verso auf dem Rahmen o. l. in Blau: E T D A T / N T A S S / T D H S S; o. r. Schild: Titien 1477-1576 Portrait du Comte de Castiglione [ms]; u. l. Zollstempel [nicht lesbar]; verso auf dem Keilrahmen o. l. in Schwarz: 10448 [Schablonenschrift]; M. Etikette mit blauem Rand: Consignation Bürle
Provenienz
- Callisto Piazza (*1500 Lodi, +1562 Lodi) (Künstler/-in)
- Verbleib unbekannt
- o.D. – 1723, Philippe II. de Bourbon duc d’Orléans (*1674 Saint-Cloud, +1723 Versailles) (Sammler/-in)Aukt.-Kat. Christie, Manson & Woods 1939, S. 8, Lot 26: «TITIAN* PORTRAIT OF A YOUNG BEARDED MAN. Nearly three-quarter facing the spectator, in dark coat lined with fur and white collar at the neck, holding his hat and a book; a dog by his side. 43 in. x 36 ½ in. From the Collection of the Duke of Orleans».
- 1723 – mindestens bis 1798, Nachlass Philippe II. de Bourbon duc d’Orléans, als TizianAukt.-Kat. Bryan/Low, London 1798, S. 12, Nr. 255: Titiano Vecelli – A Portrait of a Young Man.
- Verbleib unbekannt
- wohl, o.D. – 1914, Reginald Garton Wilberforce (*1838 Brightstone, +1914 Bramlands) (Sammler/-in), Bramlands, Henfield, Sussex
- wohl, ab 1914 – 14.7.1939, Susan Wilberforce und Octavia Wilberforce, Bramlands, Henfield, Sussex, Erbe, als TizianWie oben Fussnote 3, S. 1: «the following are the property of Miss Susan Wilberforce and Dr. Octavia Wilberforce removed from Bramlands, Henfield, Sussex and formerly coming from Lavington House, Petworth, Sussex».
- 14.7.1939, Christie's London (Auktion), London, Lot 26, als TizianWie oben Fussnote 3.
- o.D. – 1.10.1941, Galerie Wildenstein (Galerie), Paris, Kauf, 1.050 CHFWie oben Fussnote 3: S. 8, Lot 26, Exemplar des Aukt.-Kat. der Warburg Institute Library annotiert mit «Wildenstein».
- 14.7.1939 – 1.10.1941, Roger Dequoy (*1893) (Kunsthändler/-in), Paris, Kauf, 1.050 GBPWie oben Fussnote 3; Korrespondenz Christie's Archives London, 05.11.2019; Korrespondenz Roger Dequoy an Emil Bührle, 18.11.1944, Archiv Stiftung Sammlung E.G. Bührle, Zürich.
Roger Dequoy war Kunsthändler und übernahm in den 1930er Jahren die Galerie Wildenstein & Cie (London). (vgl. https://agorha.inha.fr/detail/484 sowie https://agorha.inha.fr/detail/542 [22.05.2025]) Dass sowohl im annotierten Aukt.-Kat. als auch im Bestandskatalog «Der Bestand der Sammlung Emil Bührle» von 2021 (hier S. 258, Nr. 68: Wildenstein P (1.10.1941) notiert) Wildenstein als Eigentümer angegeben ist, kann damit zusammenhängen, dass Dequoy als Vertretung der Galerie wahrgenommen wurde oder, dass er zwar als Vertreter der Galerie in London aufgetreten war, den Ankauf dann aber doch privat finanzierte. Laut dem Brief von 1944 versteht er sich zu diesem Zeitpunkt nicht als Vertreter der Galerie Wildenstein sondern sieht explizit sich selbst als Eigentümer. Die Korrespondenz im Archiv Bührle mit Dequoy findet sowohl 1941 als auch 1944 unter der Adresse der Galerie Wildenstein (57, rue La Boétie) statt, aber überschrieben ist sie mit dem Namen Dequoys ohne Bezug zur Galerie.
- 1.10.1941 – 1956, Emil Georg Bührle (*1890 Pforzheim, +1956 Zürich) (Sammler/-in), Paris/Zürich, Kauf, als TizianLukas Gloor, Der Bestand der Sammlung Emil Bührle: Illustrierte Liste aller 633 Käufe, 2021, S. 258, Nr. 68, https://www.buehrle.ch/fileadmin/user_upload/bilder/stiftung/bestandliste/Extrakt_Gesamtkatalog_Bu__hrle_DE.pdf (13.01.2022).
- ab 1956, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, GeschenkZKG/KHZ Inventarbuch Slg.
Provenienzstatus
keine Hinweise auf NS-Raubkunst
Provenienzstatus (BAK)
B – Die Provenienz zwischen 1933 und 1945 ist nicht eindeutig geklärt oder weist Lücken auf. Aus den vorliegenden Recherchen ergeben sich keine Belege für NS-Raubkunst. Zudem liegen keine Hinweise auf NS-Raubkunst und / oder auffällige Begleitumstände vor.
Literatur (Provenienz)
- Catalogue of pictures by old masters, the property of C.A. Bentinck ... Mrs. Frank Holbrooke ... the dean and chapter of Hereford ... the Lady Winifred Renshaw ... Miss Susan Wilberforce and Dr. Octavia Wilberforce and from other sources, which will be sold at auction by Messrs. Christie, Manson & Woods ... at their great rooms ... on Friday, July 14, 1939.
- A catalogue of the Orleans' Italian pictures which will be exhibited for sale by private contract, on Wednesday, the 26th of December, 1798, and following days, at the Lyceum in the Strand, by Bryan, Michael; Low, Sampson,; London 1798 (exhibited at Mr. Bryan’s Gallery, No. 88, Pall Mall), S. 12, No. 255.
Zur Provenienz
Das Herrenbildnis kam 1956 als Geschenk von Emil Bührle in die Sammlung des Kunsthaus Zürich. Dieser hatte es noch 1941 bei der Galerie Wildenstein in Paris als Werk von Tizian erworben. Bei der Einfuhr in die Schweiz unterliess Bührle die Deklaration bei der Clearing-Stelle und geriet in Konflikt mit der Behörde. Der Streit wurde beigelegt mit der Auflage, dass Bührle der Kunstgesellschaft zum Kauf von Paul Cézannes Gemälde «La Montagne Sainte-Victoire» 40'000 Franken beisteuert. Das Bildnis stammte ursprünglich aus der Sammlung der englischen Familie Wilberforce und wurde 1939 bei Christie’s versteigert. Wie lange sich das Gemälde im Besitz der Familie befunden hatte, ist nicht geklärt. Es ist wahrscheinlich, dass bereits Reginald Garton Wilberforce Eigentümer der Sammlung war und diese mit seinem Tod 1914 vererbt worden war. Zur Familie Wilberforce ist kein Verfolgungshintergrund bekannt. Es bleiben Lücken in der Provenienz, aber einen Verdacht auf NS-verfolgungsbedingten Entzug gibt es nicht.
Recherchestand 30.09.2024
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Literatur (allgemein)
- Kunsthaus Zürich. Gesamtkatalog der Gemälde und Skulpturen, hrsg. von Zürcher Kunstgesellschaft et al., Sammlungskatalog, Ostfildern: Hatje Cantz, 2007, S. 113.
- Giuseppe Fiocco: Tiziano o Paolo Veronese (Arte Veneta 2), 1948, S. 101-103 [als Veronese].
- Venezianische Kunst in der Schweiz und in Liechtenstein, hrsg. von Günter Passavant, Ausst.-Kat. Seedamm-Kulturzentrum/Musée d'art et d'histoire, 1978, No. 66, S. 168-179.
- Terisio Pignatti: Veronese. Lopera completa, Bd. 1 von 2, Venedig: Alfieri, 1976, No. A 418, S. 225.
- Carlo Volpe: «Dipinti veneti nelle collezioni svizzere: una mostra a Zurigo e Ginevra», in: Paragone, Vol. 30, 1979, S. 72-77, Nr. 347.
- Terisio Pignatti: Veronese. Lopera completa, Bd. 2 von 2, Venedig: Alfieri, 1976, ill. No. 1074 [als wohl brescianisch].