Provenienz
- Karl Walser (*1877 Biel, +1943 Bern) (Künstler/-in)
- 1911 – 1920, Hugo Cassirer (*1869 Breslau, +1920 Berlin) (Auftraggeber/-in), Berlin, wohl Kauf
- 1920 – 1937, Charlotte Fürstenberg-Cassirer (*1879 Berlin, +1969 Johannesburg ), Berlin, NachlassNach dem Tod Hugo Cassirers gelangten die Wandbilder Walser wohl in den Besitz seiner Witwe Charlotte Cassirer geb. Jacobi. Sie heiratete 1927 den Arzt Alfred Fürstenberg, der sich aufgrund der NS-Verfolgung 1933 das Leben nahm. 1935 gelang es Charlotte und ihrem Sohn Reinhold Cassirer nach Südafrika zu fliehen. Der zweite Sohn Stefan floh nach Dänemark und überlebte die NS-Zeit im Untergrund. Bei der Auktion von Rudolf Lepke wird Charlotte Fürstenberg-Cassirer als Eigentümerin genannt, vgl. Protokollabschrift der Versteigerung 2113 vom 12. und 13. Mai 1937, Landesarchiv Berlin, A Rep. 243-04, Nr. 29: «Der Versteigerungsauftrag des Herrn Erich Hanke in Fa. Bruno Cassirer […] gab an, dass die zu Versteigerung gegebenen Gemälde sein tatsächlicher Besitz sind. Durch eine anonyme Anzeige ist mit mitgeteilt worden, dass die Angaben des Juden Hanke unrichtig sind und dass die von ihm dem Versteigerer Krüger zum Verkauf übergebenen Gemälde Eigentum der Jüdin Fürstenberg-Cassirer sein sollen.»
- [Verbleib unbekannt?]
- spätestens ab 1937, Erich Hanke i./Fa. Bruno Cassirer Verlag, BerlinVgl. Protokollabschrift der Versteigerung, wie oben Fussnote 3. Vermutlich handelt es sich hier um den Schriftsteller und Maler Erich Hancke (10.03.1871, Breslau + 03.05.1954, Berlin), der seit 1892 mit Bruno Cassirer befreundet war und in dessen Verlag seine Werke erschienen. Es ist nicht geklärt, wann und wie der Bilderzyklus von Karl Walser dem Verlag Bruno Cassirer übergeben wurde.
- 12.5.1937 – 13.5.1937, Rudolph Lepke’s Kunst-Auctions-Haus (Auktion), Berlin, Lot 168-183Auktion Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus (12.05-13.05.1937), Lot 168-183, vgl. https://doi.org/10.11588/diglit.8595#0018 (14.04.2025).
- Eduard Haas (Vermittler/-in), ZürichBrief Wilhelm Wartmann an Hans E. Mayenfisch, 11.05.1937, Archiv ZKG/KHZ, Ausgehende Korrespondenz,10.30.20.083, S. 295; vgl. annotierter Auktionskatalog Gemälde alter und neuerer Meister, Mobiliar, Antiquitäten und Kunstgewerbe, 12.-13. Mai 1937, Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, RKD Nederlands, Institut voor Kunstgeschiedenis, Library, Den Haag.
- 13.7.1937, Adolf Jöhr (*1878 Bern, +1953 Zürich) (Sammler/-in), Zürich, KaufDie anfängliche Korrespondenz betreffend den Ankauf der Walser-Werke legt die Vermutung nahe, dass nicht Adolf Jöhr, sondern Hans Mayenfisch, der seit 1929 regelmässig Kunstwerke von zeitgenössischen Schweizer Künstlern für das Kunsthaus erwarb, ursprünglich die Werke für das Museum kaufen wollte. Adolf Jöhr wird nachweislich erst am 10. Juli 1937 in die Angelegenheit des Ankaufes der Walser-Bilder miteinbezogen, vgl. Brief Wilhelm Wartmann an Adolf Jöhr, 10.07.1937, Archiv ZKG/KHZ, Ausgehende Korrespondenz, 10.30.20.084, S. 1; Der Ankauf der Walser Werke in der Sammlungskommission am 13. Juli 1937 wie folgt besprochen: «Um sie vor der Verschleuderung zu retten und für die Schweiz zu erhalten, hat ein dem Kunsthaus nahestehender Kunstfreund [Adolf Jöhr] sie ersteigert und stellt sie der Sammlungskommission, falls sie diese zu erwerben wünscht, zum Ankaufspreis von ca. Fr. 3500 zur Verfügung. Wenn die Kommission sie jetzt nicht zu erwerben wünscht, so gelangen sie in einen zürcherischen Gartenpavillon mit der Bestimmung, dass sie in einem spätern [sic!] Zeitpunkt dem Kunsthaus als Schenkung erhältlich werden.» vgl. Sitzungsprotokoll der Sammlungskommission, 13.07.1937, Archiv ZKG/KHZ, 10.30.10.41. Die Sammlungskommission sprach sich für letztere Option aus und die Werke verblieben bis im Jahr 1969 in der Villa und dem Gartenhaus von Adolf Jöhr an der Dolderstrasse 89 in Zürich.
- ab 1937, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, GeschenkSitzungsprotokoll Sammlungskommission, wie oben Fussnote 8.
- 1937 – 1953, Adolf Jöhr (*1878 Bern, +1953 Zürich) (Sammler/-in), Zürich, LeihgabeWie oben Fussnote 8.
- 1953 – 1969, Erben Dr. Adolf Jöhr (Sammler/-in), Zürich, LeihgabeWeil das Kunsthaus 1969 noch immer keinen Platz für die Bilder hatte, gelangten sie als Leihgabe ins Heimatmuseum Kirchhofer-Haus St. Gallen. Vgl. Brief Dr. A. J. Jöhr an René Wehrli und Rudolf Hanhart, 18.09.1969, ZGK/KHZ, Werkdossier. Im Zuge der Ausstellung zu Karl und Robert Walser im Jahr 1978 gelangten sie zurück nach Zürich, vgl. Robert und Karl Walser: Ausstellung im Helmhaus Zürich, hrsg. von Präsidialabteilung Zürich, Ausst.-Kat. Helmhaus, Zürich, 1978. Nach der Ausstellung wurden die einzelnen Bilder an verschiedenen Institutionen z.T. als Raumschmuck ausgeliehen. Darunter die Schweizerische Botschaft in Washington, das Zürcher Opernhaus, oder die Solothurner Kantonalbank, vgl. ZKG/KHZ, Karteikarten.
Literatur (Provenienz)
- Gemälde alter und neuerer Meister, Mobiliar, Antiquitäten und Kunstgewerbe, Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin, 12. Mai 1937 - 13. Mai 1937, Lot 168-183.
- Kunsthaus Zürich. Gesamtkatalog der Gemälde und Skulpturen, hrsg. von Zürcher Kunstgesellschaft et al., Sammlungskatalog, Ostfildern: Hatje Cantz, 2007.
- Robert und Karl Walser: Ausstellung im Helmhaus Zürich, hrsg. von Präsidialabteilung der Stadt Zürich, Ausst.-Kat. Helmhaus Zürich, Zürich, 1978.
Zur Provenienz
Die Herkunftsgeschichte dieses Werks wird zurzeit am Kunsthaus Zürich erforscht. Die neuen Erkenntnisse dieser Recherche werden hier veröffentlicht.
Recherchestand 27.03.2025
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Literatur (allgemein)
- Verena Senti-Schmidlin: Karl Walser. Maler - Grafiker - Bühnenbildner - Raumgestalter, Berlin: Gebr. Mann Verlag, 2023, S. 97 [ill. No. 71].