Signatur/Inschrift
bez. u. r.: Claude Monet
Werkverzeichnis
Wildenstein Monet II.210.536
Provenienz
- Claude Monet (*1840 Paris, +1926 Giverny) (Künstler/-in)
- wohl, November 1879, Cantin, KaufWildenstein 1974, Bd. I, No. 536: Direkt vom Künstler erworben.
- o.D. – 19.4.1895, Madame CantinAuktion Hôtel Drouot, Paris (19.04.1895), No. 50.
- 19.4.1895, Hôtel Drouot (Auktion), Paris, Lot 50Wie oben Fussnote 3.
- 19.4.1895 – o.D., Durand-Ruel & Cie (Kunsthändler/-in), Paris, KaufWie oben Fussnote 2.
- [Verbleib unbekannt?]
- 1898 – o.D., Bernheim-Jeune (Kunsthändler/-in), ParisWie oben Fussnote 2.
- [Verbleib unbekannt?]
- Paul Cassirer (*1871 Görlitz, +1926 Berlin) (Kunsthändler/-in), BerlinWie oben Fussnote 2.
- [Verbleib unbekannt?]
- o.D. – 23.3.1914, Julius Bernhard Stern (*1858 Hamburg, +1914 Berlin) (Sammler/-in), BerlinWie oben Fussnote 2.
- 23.3.1914 – 22.5.1916, Nachlass Julius Stern, Berlin, NachlassAuktion Kunstsalon Paul Cassirer/Hugo Helbing (22.05.1916), No. 70.
- 22.5.1916, Galerie Paul Cassirer (Auktion), Berlin, Lot 70Wie oben Fussnote 12.
- 22.5.1916 – mindestens bis 1928, G. Hauswaldt (Sammler/-in), Magdeburg, Kauf, 36500 Mark, Lot 70Wie oben Fussnote 12; o. V. 1916, S. 513; AStEGB, Brief von Hermann Albrecht, Hamburg [Rechtsanwalt im Auftrag des Nachlasses von Helene Hauswaldt], an das Kunsthaus Zürich, 25.07.1953, weitergeleitet an Emil Bührle am 27.07.1953, mit der Bitte um Auskunft über den Verkauf des Gemäldes «in den Jahren 1928/30»; AStEGB, Brief von Dr. Walter Drack [Konservator der Sammlung Bührle] an Hermann Albrecht, Hamburg, 29.07.1953, mit einer Zusammenfassung der von Dr. Fritz Nathan gemachten Angaben zur Provenienz des Gemäldes; AStEGB, Inventarkarte Monet, Champ de Coquelicots, verortet G. Hauswaldt in Magdeburg.
- 1928 / 1929, Galerie Caspari (Galerie), MünchenInventarkarte und Brief wie oben Fussnote 14.
- 1929 – 1940, Max James Emden (*1874 Hamburg, +1940 Muralto) (Sammler/-in), Porto Ronco/Isola di Brissago, Kauf, 55.000-60.000 MarkErworben von der Galerie Caspari, nach der Erinnerung von Dr. Fritz Nathan für 55.000 bis 60.000 Goldmark, Brief vom 29.07.1953 und Inventarkarte (gibt das Datum des Erwerbs mit 1929 an) wie oben Fussnote 14. Es scheinen keine Dokumente über den Erwerb von Max Emden von der Galerie Caspari erhalten geblieben zu sein. Jüngste Nachforschungen der Stiftung Sammlung E.G. Bührle haben jedoch ergeben, dass das Vermögen von Max Emden ab Oktober 1929 durch die Weltwirtschaftskrise schwer angeschlagen war, und es scheint richtig, an dem auf der Inventarkarte angegebenen Datum 1929, dem Jahr nach der Fertigstellung der auf den Brissago-Inseln errichteten Villa, festzuhalten.
- 1940 – 1941, Hans Erich Emden (*1911, +2001), Porto Ronco/Isola di Brissago, NachlassAkte, die Hans Erich Emdens geerbtes Vermögen auflistet und die Art und Weise beschreibt, wie er es von 1940 bis 1944 nutzte, National Archives and Records Administration, Washington D.C. (NARA), Record Group 131, Entry 247, Foreign Funds Control Subject Files, Box 112: Office of Alien Property, Foreign Funds Control Investigative Reports; U.S. Embassy Santiago, Chile, Despatch No. 10.947, to: U.S. Department of State, 23.10.1944. Hans Erich Emden, der sich zum Zeitpunkt des Todes seines Vaters in der Schweiz aufhielt, begann im Herbst 1940 auf Anraten des Kunsthändlers Dr. Walter Feilchenfeldt, St. Gallen/Ascona, der seinen Vater gekannt hatte, Kunstwerke aus der Residenz in Brissago anzubieten, Paul Cassirer & Walter Feilchenfeldt Archiv, Zürich, AStEGB, Tagebuch 1940 von Dr. Walter Feilchenfeldt, das zwei Treffen zwischen Dr. Walter Feilchenfeldt und Hans Erich Emden dokumentiert, am 05.10.1940 in Zürich und am 13.10.1940 in Porto Ronco. Das zweite Treffen diente dazu, Dr. Oskar Reinhart, Winterthur, der bei dieser Gelegenheit von Dr. Fritz Nathan begleitet wurde, die Gemälde in Emdens Haus zu zeigen, Archiv Oskar Reinhart Sammlung „Am Römerholz“, Winterthur, Reisebuch XVII, Eintrag vom 13.10.1940. Siehe auch Paul Cassirer & Walter Feilchenfeldt Archiv, Zürich, Notizbuch von Dr. Walter Feilchenfeldt 1940-1942, in dem die Gemälde auf der Isola di Brissago mit ihren Preisvorstellungen aufgelistet sind und das einige Hinweise auf neue Besitzer oder neue Standorte enthält. Monet, Champ de coquelicots, wird mit einer Preisvorstellung von CHF 30.000 aufgeführt, und „Bührle“ wird als neuer Besitzer des Gemäldes angegeben.
- 1940 / 1941, Fritz Nathan (*1895 München, +1972 Zürich) (Vermittler/-in), St. GallenInventarkarte und Brief wie oben Fussnote 14.
- 1941 – 28.11.1956, Emil Georg Bührle (*1890 Pforzheim, +1956 Zürich) (Sammler/-in), Zürich, Kauf, 35000 CHFInventarkarte wie oben Fussnote 14, mit Angabe des Jahres und des Preises des Kaufs und der Angabe «Dr. Emden» als Verkäufer. Eine frühere Annahme, dass der Verkauf im Frühjahr 1941 stattfand, beruhte auf zwei zusätzlichen Einträgen in Dr. Feilchenfeldts Notizbuch wie oben Fussnote 17, datiert vom 16.03.1941 und 02.05.1941. Eine Neubewertung des Notizbuchs hat jedoch ergeben, dass es nicht als Agenda mit einer fortlaufenden Abfolge von Daten verwendet wurde, und das Datum des 02.05.1941 hat keinen Bezug zum Kauf des Gemäldes durch Bührle. Da Hans Erich Emden vor seiner Ausreise aus der Schweiz im Februar 1941 Geldüberweisungen von der Schweiz nach New York vornahm, kann davon ausgegangen werden, dass der Verkauf tatsächlich vor diesem Datum stattfand (vgl. oben Fussnote 17). Die Beteiligung von Dr. Fritz Nathan an der Transaktion wird durch die Tatsache bestätigt, dass Bührle 1953 seinen Kurator auf Nathan verwies, als er um Informationen zur Provenienz gebeten wurde, siehe oben Fussnote 14. Zum Verkauf von 1941 siehe Gloor 2021, S. 85-87, 235; ein ausführlicherer Bericht der Stiftung Bührle findet sich auf der Website der Stiftung unter „Provenienzen“ (https://www.buehrle.ch/provenienzen/).
- 28.11.1956 – 1960, Nachlass Emil Bührle, Zürich, Nachlass
- ab 1960, Stiftung Sammlung E.G. Bührle (Sammlung), Zürich, Geschenk, Inv.-Nr. 71
- ab 2021, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, Leihgabe
Literatur (Provenienz)
- Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Tome I: 1840-1881, peintures, Bd. 1 von 5, Lausanne: Bibliotheque des Arts, 1974, No. 536.
- Catalogue des tableaux anciens et modernes […] composant la collection de Madame Cantin, Vente à Paris, Hôtel Drouot, Paris, 19. April 1895, No. 50 .
- Sammlung Julius Stern, Berlin. Versteigerung: 22. Mai 1916, Kunstsalon Paul Cassirer/Hugo Helbing, 22. Mai 1916, No. 70.
- o. V.: «Auktionsnachrichten Berlin. Auktion der Sammlung Stern bei Paul Cassirer», in: Karl Scheffler (Hrsg.): Kunst und Künstler. Illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe XIV), Berlin: Verlag Bruno Cassirer, 1916, S. 516-518, S. 513.
- Die Sammlung Emil Bührle. Geschichte, Gesamtkatalog und 70 Meisterwerke, hrsg. vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA), München: Hirmer, 2021, S. 85-87, 325.
Zur Provenienz
Max Emden (1874–1940) kaufte Claude Monets Mohnblumenfeld bei Vétheuil zwischen 1928 und 1930 bei der Münchner Galerie Caspari. Der Hamburger Unternehmer hatte das familiäre Textilhandelsunternehmen ab 1904 international zum Erfolg geführt. 1927 erwarb er die Brissago-Inseln im Lago Maggiore im Tessin, liess sich eine Villa errichten und sandte auch einen Teil seiner Kunstsammlung dorthin.
Im Zuge der Übersiedlung in die Schweiz verkaufte Emden zwischen 1927 und 1928 einen Grossteil seiner Beteiligungen an Kaufhäusern in Deutschland, behielt aber die Betriebe in Budapest und Stockholm. Er bündelte seine Grundstücksbeteiligungen in der 1944 von den deutschen Behörden zwangsliquidierten Firma M. J. Emden & Söhne. Die historischen Quellen geben keinen Aufschluss darüber, ob sein Gesamtvermögen mit der Wirtschaftskrise von 1929 beeinträchtigt wurde. 1931 verkaufte er in Berlin Werke aus seiner Sammlung, die keine Verwendung in der Villa im Tessin fanden.
Als gebürtiger Jude wurde er trotz christlicher Taufe und Einbürgerung in der Schweiz 1934 von den Nationalsozialisten verfolgt, entrechtet und vollständig enteignet.
Sein Sohn Hans Erich (1911–2001) erbte nach seinem Tod 1940 das in der Schweiz befindliche Vermögen, das im Wesentlichen aus den Brissago-Inseln und seiner Villa inklusive deren Interieur bestand.
Für die Schweiz erhielt er weder eine dauerhafte Aufenthaltsbewilligung, noch eine Arbeitserlaubnis. Noch 1940 entzog Deutschland ihm als Jude die Staatsbürgerschaft. Aus diesen Gründen flüchtete er 1941 auf Umwegen nach Chile, wo er nach seiner Mutter die Staatsbürgerschaft erhielt.
Vor seiner Flucht hatte er den Kunsthändler Walter Feilchenfeldt beauftragt, das Gemälde von Monet zu verkaufen. So gelangte dieses zum Kunsthändler Fritz Nathan. Von ihm erwarb es Emil Bührle für 35'000 Franken.
Bis heute ist umstritten, ob es sich bei dem Verkauf Emdens um eine «klassische» Liquidierung des väterlichen Nachlasses gehandelt hat, oder ob er sich als Jude aufgrund der Verfolgung durch die Nationalsozialisten in einer Zwangslage befand und das Werk zur Finanzierung seiner Flucht veräussern musste.
Recherchestand 31.12.2021
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Literatur (allgemein)
- Die Sammlung Emil Bührle. Geschichte, Gesamtkatalog und 70 Meisterwerke, hrsg. vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA), München: Hirmer, 2021, No. 58, S. 258 (ill.).
- Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 2: Volume II. Nos. 1-968, Köln: Taschen, 1996., No. 536, S. 210 (ill.).
- Sammlung Emil G. Bührle. Festschrift zu Ehren von Emil G. Bührle zur Eröffnung des Kunsthaus-Neubaus und Katalog der Sammlung Emil G. Bührle, hrsg. von Kunsthaus Zürich, Sammlungskatalog Kunsthaus Zürich, Zürich, 1958, No. 183, S. 114.
- Daniel Wildenstein: Claude Monet. The Triumph of Impressionism, Köln: Taschen, 2022, S. 203.