Signatur/Inschrift
bez. u. r.: Vincent
Werkverzeichnis
Hulsker 490; de la Faille 88
Provenienz
- Vincent van Gogh (*1853 Zundert, +1890 Auvers-sur-Oise) (Künstler/-in)
- [Verbleib unbekannt?]
- Kunstzaal Oldenzeel (Galerie), RotterdamPaul Cassirer/Walter Feilchenfeldt-Archiv, Zürich, Akte bezüglich Van Gogh, Le Vieux Clocher.
- [Verbleib unbekannt?]
- o.D. – 1937, Josine Annette Maas Geesteranus (*1896 Den Haag, +1992) (Sammler/-in), UtrechtWie oben Fussnote 3.
- 1.4.1932 – 1937, Galerie Paul Cassirer & Co. (Galerie), Amsterdam, LeihgabeKorrespondenz, Feilchenfeldt, 06.06.2023.
- 1937 – 4.1942, Galerie Paul Cassirer & Co. (Galerie), Amsterdam, KaufWie oben Fussnote 3. Dr. Feilchenfeldt führte die Galerie Paul Cassirer, Berlin, über deren Amsterdamer Filiale (N. V. Amsterdamsche Kunsthandel Paul Cassirer & Co.) ab November 1933 weiter, als er aus Deutschland emigrierte. Verschiedene Kunstwerke in seinem Besitz, darunter Van Goghs Le Vieux Clocher, wurden vor dem Krieg in die Schweiz gebracht. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 befand sich Dr. Feilchenfeldt in der Schweiz, wo er sich mit seiner Familie niederliess; Korrespondenz, wie oben Fussnote 6: "Paul Cassirer, Amsterdam (erworben 1937 von J. A. Maas. Utrecht) / Eingang im Lagerbuch Paul Cassirer Amsterdam, am 1.4.1932 / Sendung nach Zürich (Ausgangsdatum 1.3.1940)"; Datenbank Kunstimporte Sigismund Righini, https://datenbank.kunstimporte.righini-fries.ch/application/407/ [27.08.2024].
- spätestens ab 1.3.1940 – 4.1942, Walter Feilchenfeldt (*1894 Berlin, +1953 Zürich) (Vermittler/-in), ZürichWie oben Fussnote 7.
- 4.1942 – 27.11.1945, Fritz Nathan (*1895 München, +1972 Zürich) (Kunsthändler/-in), St. Gallen, Kauf, 12000 CHFErworben von dem oben Genannten im April 1942 für CHF 12.000, Paul Cassirer/Walter Feilchenfeldt-Archiv, Zürich, Notizbuch von Dr. Feilchenfeldt 1940-1942, mit einem Eintrag, der sich auf den Verkauf von Van Goghs Le Vieux Clocher und den erhaltenen Betrag bezieht; Korrespondenz, wie oben Fussnote 6: "Fritz Nathan, St. Gallen (erworben April 1942 von Walter Feilchenfeldt)"; Datenbank Kunstimporte Sigismund Righini, wie oben Fussnote 7.
- 27.11.1945 – 28.11.1956, Emil Georg Bührle (*1890 Pforzheim, +1956 Zürich) (Sammler/-in), Zürich, Kauf, 20000 CHFErworben von dem oben Genannten für CHF 20.000, AStEGB,
Memorandum der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon Bührle & Co. vom 27.11.1945, das die Einzelheiten des Ankaufs von Van Goghs Le Vieux Clocher von Dr. Fritz Nathan zusammenfasst; Korrespondenz, wie oben Fussnote 6: "Emil Georg Bührle, Zürich (erworben 27.11.1945 von Nathan -Gloor #212)".
- spätestens ab 28.11.1956 – 1960, Nachlass Emil Bührle, Zürich, Nachlass
- ab 1960, Stiftung Sammlung E.G. Bührle (Sammlung), Zürich, Inv.-Nr. 51
- ab 2021, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, Leihgabe
Zur Provenienz
Der Kunsthändler Walter Feilchenfeldt (1894–1953) war seit 1919 im Kunstsalon von Paul Cassirer in Berlin tätig. Nach dessen Tod 1926 übernahm er die Leitung der Galerie, die Künstler des Nachimpressionismus und der europäischen Moderne vermittelte. Aufgrund der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der zunehmenden Gefahrenlage für Jüdinnen und Juden flüchtete er im November 1933 nach Amsterdam, wo er die dortige Filiale des Kunstsalons Paul Cassirer aktivierte. 1936 heiratete er Marianne Breslauer (1909–2001).
Das Ehepaar hielt sich bei Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 in der Schweiz auf und konnte nicht in die Niederlande zurückkehren. Feilchenfeldt bekam eine Aufenthalts-, aber keine Arbeitsbewilligung für die Schweiz. Nur durch Vermittlung, etwa von Fritz Nathan in St. Gallen, war es ihm möglich, Bilder in der Schweiz zu verkaufen.
Das Gemälde Der alte Turm von Vincent van Gogh war seit 1930 im Bestand der Galerie Paul Cassirer. Es war von Feilchenfeldt vor dem Zweiten Weltkrieg in die Schweiz ausgelagert worden. Im April 1942 erwarb es Fritz Nathan für 12’000 Franken. Drei Jahre später verkaufte er es für 20’000 Franken an Emil Bührle. Auch Henri de Toulouse-Lautrecs Porträt Georges-Henri Manuel war seit 1930 im Bestand von Cassirers Galerie. Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten brachte Feilchenfeldt es in die Schweiz, wo es von Mai bis August 1933 im Kunsthaus Zürich ausgestellt wurde. Bis 1940 war es auch ausserhalb des NS-Machtbereichs zu sehen, so in Ausstellungen in Rotterdam, Bern, New York, London, Amsterdam und St. Gallen.
Als Feilchenfeldt 1942 seine finanziellen Ressourcen erschöpft sah, verkaufte Nathan das Gemälde in seinem Auftrag. Von den 45’000 Franken, die Bührle ihm zahlte, erhielt Feilchenfeldt 42’000 Franken.
Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat am 14. Juni 2024 angekündigt, für diese Werke mit der Erbenvertretung faire und gerechte Lösungen zu suchen.
Recherchestand 31.12.2021
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Literatur (allgemein)
- Die Sammlung Emil Bührle. Geschichte, Gesamtkatalog und 70 Meisterwerke, hrsg. vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA), München: Hirmer, 2021, No. 135, S. 262 (ill.).
- Sammlung Emil G. Bührle. Festschrift zu Ehren von Emil G. Bührle zur Eröffnung des Kunsthaus-Neubaus und Katalog der Sammlung Emil G. Bührle, hrsg. von Kunsthaus Zürich, Sammlungskatalog Kunsthaus Zürich, Zürich, 1958, No. 233, S. 134.
- Vincent van Gogh: Pisʹma : 1886-1890 (Dnevnik hudožnika), Moskau: Illuminator, 2023, S. 473 [ill.].