Signatur/Inschrift
bez. u. l.: Claude Monet
Werkverzeichnis
Wildenstein Monet II.62.129
Provenienz
- Claude Monet (*1840 Paris, +1926 Giverny) (Künstler/-in)
- 1873 – o.D., Durand-Ruel & Cie (Kunsthändler/-in), Paris, KaufWildenstein 1974, Bd. I, No. 129.
- [Verbleib unbekannt?]
- o.D. – 1906, François Depeaux (*1853 Bois-Guillaume, +1920 Mesnil-Esnard) (Sammler/-in), RouenAuktion Galerie Georges Petit, Paris (31.05-01.06.1906), Lot 19; Kat. Musée des Beaux-Arts, Rouen 2020, No. 100 (Verzeichnis No. 153); Tellier 2010.
- 31.5.1906 – 1.6.1906, Galerie Georges Petit (Auktion), Paris, Lot 19Wie oben Fussnote 4.
- 1906 – o.D., Bernheim-Jeune (Kunsthändler/-in), Kauf, 3.000 FRFWie oben Fussnote 4.
- [Verbleib unbekannt?]
- Julius Bernhard Stern (*1858 Hamburg, +1914 Berlin) (Sammler/-in), BerlinWie oben Fussnote 2.
- [Verbleib unbekannt?]
- spätestens ab 1913 – 30.11.1922, Hugo Nathan (+1922) (Sammler/-in), Frankfurt am MainKat. Frankfurter Kunstverein 1913, No. 59.
- 1922 – mindestens bis 20.3.1941, Martha Nathan (*1874 Frankfurt a. M., +1958 Genf) (Sammler/-in), Frankfurt am Main/Paris, NachlassAStEGB, Kopien von Dokumenten zur Provenienzgeschichte von Monet, Le Dîner, übersandt von Rowland & Associates, New York, an die Kunsthalle Basel, 14.06.2005, und weitergeleitet an die Stiftung Sammlung E.G. Bührle, Zürich, 21.07.2005: Brief von Dr. Fritz Mertens [dem Anwalt, der Martha Nathan während ihrer Emigration aus Deutschland vertrat], an das Polizeipräsidium Frankfurt, 21.04.1938, der besagt, dass die Gemälde von Martha Nathan seit September 1930 in der Kunsthalle Basel deponiert sind; Brief von Martha Nathan, Paris, an die Kunsthalle Basel, 01.12.1938, der den Überbringer ermächtigt, ihre Gemälde in der Kunsthalle Basel zu besichtigen; maschinengeschriebene Liste von 17 Gemälden, darunter das vorliegende Bild, mit handschriftlichen Notizen von Georges Wildenstein von einem Besuch in der Kunsthalle Basel; Schreiben an Willy Dreyfuss, Hotel Bellerive au Lac, Zürich, 26.04.1941, Basel, Archiv Kunsthalle Basel, «Erledigte Depositen» (vor 1960) II, Frau Hugo Nathan. Martha Nathan, die die französische Staatsbürgerschaft besass, zog im August 1939 in die Schweiz und ließ sich in Genf nieder, wo sie 1958 starb.
- 7.98.1931 – 8.9.1939, Kunsthalle Basel (Museum), Basel, LeihgabeVerzeichnis der am 07.08.1931 aus Frankfurt eingeführten 40 Bilder der Frau M. Nathan, Schreiben an den Direktor der Banque cantonale vaudoise, Basel 31.08.1939, Archiv Kunsthalle Basel, wie oben Fussnote 11.
- 8.9.1939 – 20.3.1941, Banque Cantonale Vaudoise Lausanne, Lausanne, LeihgabeEinfuhrgesuch von Carl Egger, Basler Kunstverein am 12.02.1941, Schreiben an Willy Dreyfuss, Hotel Bellerive au Lac, Zürich, 26.04.1941, Basel, Archiv Kunsthalle Basel, wie oben Fussnote 11.
- [Verbleib unbekannt?]
- spätestens ab 11.10.1944 – 16.10.1944, Galerie Aktuaryus (Galerie), ZürichAStEGB, quittierte Rechnung der Galerie Aktuaryus, ausgestellt auf Emil Bührle, 11.10.1944, die bestätigt, dass sich das Gemälde bereits vor 1939 in der Schweiz befand.
- 16.10.1944 – 28.11.1956, Emil Georg Bührle (*1890 Pforzheim, +1956 Zürich) (Sammler/-in), Zürich, Kauf, 28.000 CHFAStEGB, quittierte Rechnung wie oben Fussnote 15, Quittung vom 16.10.1944.
- 28.11.1956 – 1960, Nachlass Emil Bührle, Zürich, Nachlass
- ab 1960, Stiftung Sammlung E.G. Bührle (Sammlung), Zürich, Geschenk, Inv.-Nr. 75
- ab 2021, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, Leihgabe
Literatur (Provenienz)
- Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Tome I: 1840-1881, peintures, Bd. 1 von 5, Lausanne: Bibliotheque des Arts, 1974, No. 129.
- Marc-Henri Tellier/François Depeaux: François Depeaux (1853–1920). Le charbonnier et les impressionistes, Rouen, 2010.
- Frankfurter Kunstschätze. Eine Auswahl der schönsten und wertvollsten Gemälde des 19. Jahrhunderts aus Frankfurter Privatbesitz, Ausst.-Kat. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt/Main, Frankfurt am Main, 1913, No. 59.
- Collection Depeaux, Tableaux modernes, aquarelles, pastels, dessins, Vente à Paris, Galerie Georges Petit, Paris (31 May–1 June 1906), Galerie Georges Petit, Paris, 31. Mai 1906 - 01. Juni 1906, Lot 19.
- François Depeaux, L'Homme aux 600 tableaux, Ausst.-Kat. Musée des Beaux-Arts, Rouen, Rouen, 2020, No. 100 (Verzeichnis No. 153).
Zur Provenienz
Der Frankfurter Bankier Hugo Nathan (1861–1922) war aufgrund seiner Position als Direktor der Deutschen Bank und seiner Rolle als Kunstsammler, der Salons für kunstaffine Kreise veranstaltete, bekannt. Das Gemälde Das Nachtessen von Claude Monet gelangte 1912 in seine Sammlung.
Nach seinem Tod erbte seine Frau Martha (1874–1958) die Kunstsammlung. Sie stammte aus der jüdischen Bankiersfamilie Dreyfus-Jeidels in Frankfurt, deren Firma die Nationalsozialisten 1938 zwangsliquidierten. Martha Nathan war 1937 nach Paris geflüchtet, wo sie die französische Staatsbürgerschaft erhielt.
1938 musste sie ihre Villa in Frankfurt verkaufen, erhielt von den nationalsozialistischen Behörden aber nur die Hälfte des Verkehrswerts. Sie war gezwungen, dem Städelschen Kunstinstitut sechs Gemälde zu geben und die «Reichsfluchtsteuer» zu zahlen. 1939 liess sie sich in Genf nieder, wo sie bis zu ihrem Tod lebte.
Nach Kriegsende forderte sie erfolgreich Entschädigungen für ihre geraubten Vermögenswerte in Deutschland und Frankreich. Einen Teil der Werke hatte sie bereits 1930 in der Kunsthalle Basel untergebracht. Aus diesem Bestand wurde Das Nachtessen 1944 in der Zürcher Galerie Aktuaryus gezeigt, wo Emil Bührle es erwarb. Restitutionsforderungen der Erben Martha Nathans für Werke, die ebenfalls in der Schweiz gelagert wurden und später in die Sammlungen zweier US-amerikanischer Museen gelangten, wurden 2006 und 2007 rechtskräftig abgelehnt. Deren Ausfuhr vor 1933 und die Veräusserung ausserhalb des NS-Machtbereichs waren für das Urteil entscheidend.
Inwieweit der Verkauf in der Schweiz als NS-verfolgungsbedingter Entzug gewertet werden kann, wird im Zuge der neuen Strategie für Provenienzforschung am Kunsthaus Zürich, die auch die Sammlung Emil Bührle einschliesst, zu beurteilen sein.
Recherchestand 31.12.2021
Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen, weiterführende Informationen? Bitte richten Sie eine Nachricht an provenienzforschung(at)kunsthaus.ch.
Literatur (allgemein)
- Die Sammlung Emil Bührle. Geschichte, Gesamtkatalog und 70 Meisterwerke, hrsg. vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA), München: Hirmer, 2021, No. 119, S. 262 (ill.).
- Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 2: Volume II. Nos. 1-968, Köln: Taschen, 1996., No. 129, S. 62 (ill.).
- Sammlung Emil G. Bührle. Festschrift zu Ehren von Emil G. Bührle zur Eröffnung des Kunsthaus-Neubaus und Katalog der Sammlung Emil G. Bührle, hrsg. von Kunsthaus Zürich, Sammlungskatalog Kunsthaus Zürich, Zürich, 1958, No. 179, S. 112 f. (ill.).
- Monica Seidler-Hux: Martha Haffter. Eine Schweizer Künstlerin zwischen Peripherie und Paris, Salenstein: Benteli, 2023, No. 263, S. 221.