Signatur/Inschrift
bez. u. l.: COROT
Werkverzeichnis
Robaut 1332
Provenienz
- Jean-Baptiste-Camille Corot (*1796 Paris, +1875 Paris) (Künstler/-in)
- Monsieur Martinet, Paris, Kauf, 1000.00 FRFVom Künstler für den Verkauf zu FRF 1.000 signiert, Robaut 1905, No. 1332.
- Verbleib unbekannt
- spätestens ab 1875 – 29.4.1878, Jean-Baptiste Faure (*1830, +1914), ParisKat. Ecole nationale des Beaux-Arts Paris 1875, No. 33; Auktion Durand-Ruel (29.04.1878), No. 19.
- 29.4.1878, Durand-Ruel & Cie (Auktion), Paris, Lot 19Auktion Durand-Ruel, wie oben Fussnote 4.
- Verbleib unbekannt
- 1891 – 18.12.1907, Alfred Ernest Robaut (*1830 Douai (Nord), +1909 Fontenay-sous-Bois), ParisRobaut 1905, wie oben Fussnote 2; Auktion Hôtel Drouot (18.12.1907), No. 3.
- 18.12.1907, Hôtel Drouot (Auktion), Paris, Lot 3Auktion Hôtel Drouot 1907, wie oben Fussnote 7.
- 18.12.1907 – o.D., Durand-Ruel & Cie (Galerie), Paris, KaufErworben bei der oben genannten Auktion, handschriftliche Etikette auf der Rückseite des Bilderrahmens.
- Verbleib unbekannt
- Bernheim-Jeune (Galerie), ParisHandschriftliche Etikette auf der Rückseite des Bilderrahmens; Meier-Graefe 1930, Abb. 99.
- wohl, 1920 – 12.7.1941, Moïse Lévi de Benzion (*1873 Alexandria, +1943 La Roche-Canillac) (Sammler/-in), Cairo, Draveil, Seine-et-Oise, KaufWahrscheinlich 1920 von den oben Genannten erworben, handschriftliche Etikette auf der Rückseite des Bilderrahmens.
- 12.7.1941 – 22.10.1941, Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR), Beschlagnahme, No. LB 58Beschlagnahmt durch den «Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg» (ERR No. LB 58), und von Walter Andreas Hofer im Auftrag von Hermann Göring übernommen; Yeide 2009, No. D13; Francini/Heuss/Kreis 2001, S. 286.
- Walter Andreas Hofer (*1893 Berlin, +1971) (Kunsthändler/-in)Wie oben Fussnote 13.
- Hermann Göring (*1893 Rosenheim, +1946 Nürnberg) (Sammler/-in), CarinhallWie oben Fussnote 13.
- Hans Wendland (*1880 Neuruppin, +1972 Paris) (Kunsthändler/-in)Wie oben Fussnote 13; Hans Wendland hatte 1/3 an den Bildern Fischers.
- 22.10.1941 – 3.2.1942, Galerie Fischer (Galerie), Luzern, TauschVerkauft an die Galerie Fischer im Tausch gegen Kunstwerke. Wie oben Fussnote 11; Francini/Heuss/Kreis wie oben Fussnote 13, S. 106 (No. 267), S. 286 (No. *1).
- 3.2.1942 – 15.12.1948, Emil Georg Bührle (*1890 Pforzheim, +1956 Zürich) (Sammler/-in), Zürich, Kauf, 65.000 CHFAStEGB, Brief von Emil Bührle an seinen Anwalt Dr. Walther Huber, Zürich, 14.05.1947, in dem er Huber zu seinem Bevollmächtigten für den Prozess Lévi de Benzion (Erben) gegen Bührle ernennt. Die Summe entspricht dem Betrag, den Bührle später in seinem Prozess gegen Fischer geltend machte, und obwohl Fischer eine Rückerstattungspflicht grundsätzlich ablehnte, wurden die Summen als solche nie in Frage gestellt. Diese Summen definierten also die Beträge, die Fischer an Bührle zurückzahlen musste, nachdem das Bundesgericht zum Schluss gekommen war, dass Bührle die Bilder gutgläubig erworben hatte, AStEGB, Schweizerisches Bundesgericht, Kammer zur Beurteilung von Raubgutklagen/Chambre des actions en revendication de biens spoliés, Lausanne, Urteil vom 05.07.1951 (Typoskript).
- 15.12.1948 – 1950, Nachlass Moïse Lévi de Benzion, Kairo, RestitutionAStEGB, Schweizerisches Bundesgericht, Kammer zur Beurteilung von Raubgutklagen / Chambre des actions en revendication de biens spoliés, Lausanne, Antrag auf Rückgabe von Kunstwerken durch die Erben von Moïse Lévi de Benzion, vertreten durch Frau Paule-Dinah Lévi de Benzion, gegen verschiedene Beklagte (u.a. Bührle), Urteil vom 15.12.1948 (Typoskript), das die Rückgabe der beanstandeten Gemälde anordnet, darunter Corot, Moine lisant; AStEGB, Kaufvertrag zwischen Sarah Streitz-Lévi de Benzion und Emil Bührle betreffend Corot Moine lisant, Lausanne, 03.07.1950, mit dem Hinweis, dass die Verteilung des Nachlasses vom Tribunal Hasby, Kairo, am 21.05.1950 beschlossen wurde.
- o.D. – 3.7.1950, Sarah Streitz, Valbonne, Alpes MaritimesWie oben Fussnote 16: Tochter von Moïse Levi de Benzion.
- 3.7.1950 – 28.11.1956, Emil Georg Bührle (*1890 Pforzheim, +1956 Zürich) (Sammler/-in), Zürich, Kauf, 60000 CHFWie oben Fussnote 16; der bezahlte Preis betrug CHF 60.000, basierend auf einem Gutachten von Max Huggler [Direktor des Kunstmuseum Bern], der mit Bührles Einverständnis von den Erben Lévi de Benzion als Experte eingesetzt worden war, AStEGB, Brief des Sekretärs von Emil Bührle an Dr. Walther Huber, Zürich, 27.11.1948.
- 28.11.1956 – 1960, Nachlass Emil Bührle, Zürich, Nachlass
- ab 1960, Stiftung Sammlung E.G. Bührle (Sammlung), Zürich, Geschenk, Inv.-Nr. 21
- ab 2021, Zürcher Kunstgesellschaft | Kunsthaus Zürich (Museum), Zürich, Leihgabe
Literatur (Provenienz)
- Exposition de l'œuvre de Corot, Ausst.-Kat. Ecole nationale des Beaux-Arts, Paris, Paris, 1875, No. 33.
- Julius Meier-Graefe: Corot, Berlin: Cassirer [u.a.], 1930, Abb. 99.
- Nancy H. Yeide: Beyond the Dreams of Avarice, The Hermann Goering Collection, Dallas, TX: 2009, No. D13.
- Catalogue de tableaux par Corot […] etc. composant la collection de M. Alfred Robaut […], Hôtel Drouot, Paris, 18. Dezember 1907, Paris 1907, No. 3.
- Alfred Robaut: L'Œuvre de Corot. Catalogue raisonné et illustré, Bd. 3 von 5, Paris: H. Floury, éditeur, 1905, No. 1332.
- Catalogue de tableaux modernes composant la collection de M. Faure […], Durand-Ruel, Paris, 29. April 1878, Paris 1878, No. 19.
- Esther Tisa Francini/Anja Heuss/Georg Kreis: Fluchtgut-Raubkunst. Der Transfer von Kulturgütern in und über die Schweiz 1933-1945 und die Frage der Restitution (Veröffentlichungen der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz - Zweiter Weltkrieg 1), Zürich: Chronos, 2001, S. 286.
Zur Provenienz
Moïse Lévi de Benzion (1873–1943) war ein ägyptischer, jüdischer Immobilien- und Kaufhausbesitzer. Er leitete in Kairo das 1857 gegründete Familienunternehmen Grands Magasins Benzion. Einen Teil seines Vermögens setzte er für den Aufbau einer Sammlung von Kunstwerken sowie asiatischen und ägyptischen Antiquitäten ein. De Benzion besass eine Residenz südlich von Paris. Die Nationalsozialisten verfolgten ihn aufgrund ihrer antisemitischen Ideologie. Unter lebensbedrohlichen Umständen gelang es ihm, in Frankreichs unbesetzte Zone nach La Roche-Canillac zu flüchten, wo er 1943 verstarb.
De Benzions Sammlung verblieb in seiner Residenz. 1941 plünderte die NS-Rauborganisation «Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR)» sie. Über 1200 Kunstobjekte wurden beschlagnahmt. Camille Corots Gemälde Lesender Mönch und Alfred Sisleys Sommer bei Bougival gelangten 1941 in die Luzerner Galerie von Theodor Fischer, der sie 1942 an Emil Bührle verkaufte. Die Erben de Benzions reichten nach 1945 vor der Raubgutkammer beim Schweizer Bundesgericht Klage ein und bekamen Recht.
Bührle restituierte beide Gemälde 1948 an die Erben. 1950 erwarb er sie von diesen nochmals, nach neuer Schätzung ihres Werts. 1951 forderte Bührle von Fischer in einer Regressklage den Betrag zurück, den er beim ersten Erwerb für die Werke bezahlt hatte. Das Bundesgericht gab der Forderung statt. Es entschied, dass Bührle beim Kauf gutgläubig gehandelt hatte und er zu dem Zeitpunkt von der unrechtmässigen Herkunft der Werke keine Kenntnis gehabt haben konnte. Das Urteil ist bis heute umstritten, da Bührle 1942 von der systematischen Beraubung der jüdischen Sammlerinnen und Sammler sehr wohl wissen konnte.
Recherchestand 31.12.2021
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Literatur (allgemein)
- Die Sammlung Emil Bührle. Geschichte, Gesamtkatalog und 70 Meisterwerke, hrsg. vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA), München: Hirmer, 2021, No. 180, S. 258/264 (ill.).
- Sammlung Emil G. Bührle. Festschrift zu Ehren von Emil G. Bührle zur Eröffnung des Kunsthaus-Neubaus und Katalog der Sammlung Emil G. Bührle, hrsg. von Kunsthaus Zürich, Sammlungskatalog Kunsthaus Zürich, Zürich, 1958, No. 121, S. 90.