8 (Grundstein)

Wer das Wort «Grundstein» im Lexikon nachschlägt, findet folgende Erläuterung: «Stein, der in einer feierlichen Zeremonie symbolisch als erster Stein der Grundmauer eines Gebäudes gesetzt wird.» So wird das normalerweise auch gehandhabt, nicht aber beim «Grundstein» von Urs Fischer (*1973). Der Schweizer Künstler, mit dem das Kunsthaus Zürich schon eine lange Geschichte verbindet, durchkreuzt einmal mehr die Erwartungen – und dies auf verschiedenen Ebenen. Zur Grundsteinlegung des Erweiterungsbaus am 8. November 2016 schenkte Fischer dem Kunsthaus ein Werk, das nicht im Boden vergraben werden sollte, aber aus Material zu bestehen scheint, das schon seit dem Neolithikum für Bauten eingesetzt wird: Lehm. Doch hier kommt bereits der nächste Stolperstein, denn was aussieht wie Lehm, ist in Realität Bronze. Dieses Spiel mit Materialien ist charakteristisch für Urs Fischer. Zerfall, beziehungsweise Zerstörung und Formfindung liegen bei ihm immer nahe beieinander. Dies zeigen die Fussabdrücke sehr schön, die darauf verweisen, wie der Künstler bei der Entstehung des Werks mit Turnschuhen auf dem Lehm herumtrampelte, um so die Form zu finden. Ein genauso nonchalanter Umgang wie mit dem Material pflegt Fischer auch mit der Kunstgeschichte und legt kurzerhand eine Karotte auf die Chaiselongue. Gemüse und Früchte tauchen in Fischers Werk immer wieder auf, sei es wegen seiner Vorliebe fürs Kochen oder auch ganz einfach, weil er ihre Form perfekt findet. Quelle